Interpretation
Ludwig Fels – Studie eines Mopedfahrers

In der Kurzgeschichte von Ludwig Fels „Studie eines Mopedfahrers“ wird der immer gleiche Alltagstrott eines jungen Menschen geschildert.
Es wird beschrieben, dass der junge Mann jeden Tag Moped fährt, immer wieder die selbe Strecke auf und ab bis spät in die Nacht. Zu keiner Tageszeit macht dieser Mensch etwas anderes als sich mit seinem Moped zu beschäftigen.
Die Person in der Geschichte wird nur mit „er“ bezeichnet und bleibt anonym. „Er“ ist die einzige handelnde Person. Desweiteren hat die Geschichte einen sofortigen Einstieg in die Handlung, einen offenen Schluss und es wird nur ein kurzer Abschnitt im Alltagsleben einer Person beschrieben. Somit kann man die Geschichte in das Genre der Kurzgeschichte einteilen.
Meiner Meinung nach beschreibt die Geschichte einen jungen Mann, der all sein Interesse seinem Moped zukommen lässt. Anscheinend wohnt er in einem kleinen „Dorf“ (Z. 5) und dort gibt es nicht viel zu sehen („Sportgelände“ (Z. 6), „Friedhof“ (Z. 8), „Rathaus“ (Z. 8), „Tankstelle“ (Z. 8), „Gemischtwarenladen“ (Z. 10)). Er „fährt die ganze Zeit“ (Z. 4) auf seinem Moped durch dieses kleine Dorf. Mit dem Satz „Es passiert einfach nichts, und was geschieht, das findet schon seit Jahren statt.“ (Z. 12-13) wird weiterhin gezeigt, dass es in diesem Dorf öde und langweilig ist, dass junge Menschen dort wahrscheinlich nichts Interessantes erleben können. In Zeile 13-14 wird die Umgebung dann noch als „Altbekannte, Längstvertraute“ beschrieben.
Das Herumbasteln und Fahren mit dem Moped ist für den Mann die Welt, da er nichts anderes in diesem Dorf erleben kann. „Er lockert eine Schraube, fährt, dreht eine andere fester an“ (Z. 15-16), nur damit ihm nicht langweilig ist und er etwas zu tun hat.

Dadurch, dass der Autor die Hauptperson im Text immer nur anonym mit „er“ anredet, kann jeder gemeint sein, die Person wird bis auf Geschlecht und Altersgruppe nicht weiter eingeschränkt. Immer wieder wird das Wort „fährt“ (Z. 3, 4, 15, 16, 17) wiederholt, was den Alltagstrott und das immer Wiederkehrende noch mehr verdeutlichen soll.
Der Autor arbeitet außerdem mit Personifizierungen, z.B. bei „Der Wind ist schneller“ (Z. 11) und bei „fährt ihn ein Moped“ (Z. 3). An einigen Stellen benutzt der Autor für das Fortbewegen mit dem Moped auch Wörter wie „knattert“ (Z. 5) oder „brausen“ (Z. 5-6). Diese Lautmalerei unterstützt zusätzlich das Moped als Symbol, als Bedeutung für den jungen Mann.
Am Ende der Geschichte vergleicht der Autor den Mopedfahrer mit einem „scheppernden Satellit zwischen Traktoren“ (Z. 22), was auf der einen Seite mit dem „scheppernden“ abwertend gemeint sein kann, da es Krach macht und etwas, dass scheppert, unangenehm ist. Auf der anderen Seite als etwas Außergewöhnliches, zwischen den „Traktoren“, etwas, was dort nicht jeder hat bzw. auffällt. Außerdem könnte man den Satelliten als etwas ohne Ende deuten, da Satelliten nie irgendwo ankommen, sondern immer nur um etwas herumkreisen.

Irritierend finde ich an der Geschichte, dass das Moped eigentlich für Mobilität und Freiheit steht und dieser Mann trotzdem Tag für Tag in diesem öden Dorf herumfährt, anstatt sich einfach auf sein Moped zu schwingen und die weite Welt zu entdecken.

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Studie eines Mopedfahrers – Ludwig Fels (Interpretation)
Wissen verdoppelt sich, wenn man es teilt.
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