Aufgabenstellung: Analysiere das Verhalten Ismenes aufgrund des Prologs, indem du vor allem die Gründe herausarbeitest, die sie bewegen Antigone bei ihrem Vorhaben nicht zu unterstützen!

Der Prolog aus der Tragödie „Antigone“ von Sophokles, spielt vor dem Herrscherhaus in Theben, am Morgen nach der Schlacht um Theben. Die beiden Schwestern Antigone und Ismene treffen sich dort, da Antigone ihre Schwester dazu auffordern will ihr zu helfen den gefallenen Bruder Polyneikes zu beerdigen. Doch Ismene zögert, da Kreon, der neue Herrscher über Theben, ein Verbot aufgestellt hat, was besagt, dass Polyneikes nicht beerdigt werden darf. Dies kam, weil Polyneikes die Gegner anführte und somit vom neuen Herrscher als Feind der Stadt angesehen wird. Antigone möchte ihren Bruder aber ehren und nimmt einen Gesetzesbruch in Kauf, wogegen Ismene gesetzesfürchtig ist und vor den Konsequenzen Angst hat.
Durch den Fluch der Labdakiden, der auf der Familie der Schwestern lastet, möchte Ismene sich der Obrigkeit nicht widersetzen, da sie glaubt, somit den Fluch abzuwenden und verhindern zu können, ein weiteres Mitglied der Leidensgeschichte zu werden. Sie sieht es auch als ihre Pflicht als Bürgerin des Staates den Gesetzen Gehorsam zu leisten und nicht, wie ihre Schwester Antigone, nur den Geboten der Götter zu folgen. Dies begründet sie auch damit, dass sie als Frau zu schwach ist, um sich gegen die männliche Obrigkeit zu behaupten, wobei sie sich vor allem vor deren Macht und mögliche Rache fürchtet. Somit wendet sie sich im Gegensatz zu Antigone von den Verstorbenen zu den Lebenden, weshalb sie auch Antigone von ihrem waghalsigen Vorhaben abbringen möchte, es aber durch Antigones trotzige und dominante Art nicht schafft.
Am Anfang der Szene wird deutlich gemacht, dass Antigone und Ismene Schwestern sind, welche in ihrem Leben durch den „Fluch von Ödipus“ schon viel „Leid“ ertragen mussten, woran Antigone ihre Schwester direkt zu Anfang erinnert (V.2f.). Damit will sie sie auf ein neues Leid vorbereiten, was ihren „Lieben von den Feinden naht“ (V.10). Ismene wird unruhig und möchte wissen was Antigone ihr zu berichten hat, doch als sie erfährt wie aufgebracht ihre Schwester über das Verbot ist, reagiert sie zögernd und verunsichert. Sie ahnt, dass ihre Schwester dagegen etwas unternehmen möchte, wobei sie ihr helfen soll. Doch bevor Antigone überhaupt gesagt hat, was sie vor hat, entgegnet Ismene ihr mit der Frage, was sie denn ändern könnte, „wenn es so steht“ (V.39). Schon hier spielt sie darauf an, dass es ihnen als Frauen nicht zusteht sich gegen die Gebote der Obrigkeit zu widersetzen. Im Folgenden bringt sie auch sofort das „Verbot“ als Argument gegen die Beerdigung, wobei sie hier ihren bedingungslosen Gehorsam dem Staat und dessen Gesetzen gegenüber zeigt (V.44). Antigone entgegnet ihr darauf, dass sie ihn trotzdem beerdigen wird und bezeichnet sie daraufhin als „Verräter“ (V.46). Als Ismene sie darauf aufmerksam macht, dass Kreon es „untersagt“ habe, entgegnet sie: „Er darf mich von den Meinen doch nicht trennen.“ (V.47 f.) Sie zweifelt somit die Gültigkeit und Rechtmäßigkeit des Verbots an und ist fest davon entschlossen Widerstand gegenüber Kreon zu leisten. Ismene gibt ihr daraufhin zu bedenken, dass sie die einzig „Übrigen“ der Familie sind, wobei sie nun auf den Familienfluch anspielt und ihn als Beweis verwendet, um Antigone klar zu machen, dass gerade sie „schlimm enden“, wenn sie das Gesetz übertreten (V.58f.). Als Folge leitet sie daraus ab, dass sie als Frauen zu schwach sind, um sich „mit Männern zu messen“ (V.62). Sie fürchtet „noch Härtres“ als den Tod, was diese fordern können und bezeichnet Antigones Vorhaben als „maßlos“, was „keinen Sinn“ hat (V.64f.). Sie spekuliert hier womöglich auf Familienehre, welche die Obrigkeit ihnen abschneiden könnte. Antigone jedoch wendet sich nun von ihrer Schwester ab, da sie glaubt das die Schwäche und die Gesetzesfurcht nur ein „Vorwand“ seien, die Göttergebote zu verachten, wobei sie deutlich macht, dass sie sich den Toten mehr verpflichtet fühlt als den Lebenden. Ismene erschüttert der endgültige Entschluss ihrer Schwester sehr und will es aus „Angst“ niemandem sagen, wobei ihre Liebe zu ihrer Schwester hervortritt, aber auch ihre Hilflosigkeit ihr gegenüber (V.82). Denn als Antigone geht, versucht sie nicht einmal mehr sie aufzuhalten, da sie sich damit abgefunden hat, dass ihre Schwester diesen Weg eingeschlagen hat und gibt ihr in ihrem Motiv sogar recht, indem sie sagt: „Ich weiß, dein Gang ist sinnlos, doch die Lieben liebst du recht.“ (V.98f.). Am Ende geht sie einfach ins Haus zurück und wendet sich somit vom Geschehen ab, so als ob sie nicht sehen wollte was nun geschieht, was nur ihre Schwachheit und Hilflosigkeit bestätigt.

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Prolog von Antigone
Wissen verdoppelt sich, wenn man es teilt.
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