Interpretation:

Romeo und Julia II/2 (die Balkonszene)

„Romeo und Julia“ (1595 geschrieben), ist das wohl bekannteste Trauerspiel von William Shakespeare und erzählt vorwiegend von Liebe und Tod, doch spielt auch ein dritter Punkt eine wichtige Rolle, nämlich die Wertigkeit des Menschen. Im zweiten Akt in der zweiten Szene wird genau dieses Thema angesprochen, denn nur wegen eines anderen Namens kommt es im Stück nicht zum Happyend.
Zwischen Montague und Capulet herrschen große Konflikte und Keiner der Beiden, weder Julias noch Romeos Familien, gestatten die Liebe der Jugendlichen zueinander. Doch nur weil Romeo ein Montague und kein Capulet ist, sollen sie nicht miteinander glücklich sein? Das fragt sich auch Julia, denn „was ist ein Name?“ (Z.806) und was verrät er über die Persönlichkeit? Nichts! Rein gar nichts sagt er über den Charakter und den eigentlichen Menschen aus. Und so bleibt Romeo auch Romeo egal wie er heißen mag. Also wäre eigentlich alles in bester Ordnung, aber schließlich ist eine Tragödie ja keine Tragödie wenn es dann nicht doch noch ein Problem gibt: Die Eltern Romeo und Julias sind absolut gegen ihre Liebe zueinander und doch gibt Romeo so schnell nicht auf, er kämpft um seinen „holden Engel“(Z. 788), wie er sie liebevoll nennt, und bringt sich damit in Lebensgefahr. Voller Übermut und Leichtsinn ersteigt er die Mauer zu Capulets Garten, um schließlich unter dem Balkon Julias zu stehen. Julia blickt wehmütig hinab in das Dunkle zu ihrem Geliebten. In das einerseits so vertraute, andererseits so weit entfernte Glück. Romeo schaut hinauf zu ihr, er liebt sie nicht nur, sie ist seine „teure Heil’ge“ (Z.819), wirkt schon fast unnahbar, so weit oben, dem Himmel so nah wie ein Engel. Julia ist es, die so offen über ihre Gefühle spricht und schon an Morgen denkt. Sie handelt sehr erwachsen im Gegensatz zu Romeo, er lebt hier und jetzt, ist so verliebt in seine „Sonne“ (Z.765), dass es ihm egal ist, welches Risiko er auch eingeht. Um mit ihr zusammen zu sein, macht er alles, doch viel kann er nicht tun, denn trotz seines Ehrgeizes hat er keine Chance gegen die beiden Elternhäuser und dessen feindliche Gesellschaftsverhältnisse…

Auch wenn Shakespeares Werk schon über 400 Jahre zurückliegt, ist es erstaunlicher Weise immer noch vergleichbar mit der Neuzeit, denn auch jetzt noch gilt die Wertigkeit des Menschen als hochaktuell. Heute heißt das Rassismus. Jemanden nicht anzunehmen wegen Äußerlichkeiten. Dabei sagen diese doch nichts über den eigentlichen Menschen aus, immer noch ein weit verbreitetes Problem, gegen das die Menschheit bis jetzt nicht angekommen ist.

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Balkonszene – Romeo und Julia
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