Eine genauere Erklärung des „Technikstresses“

Der Technikstress als „Stress im Zusammenhang mit der Nutzung neuster technischer Möglichkeiten“ ist ein definitives Phänomen der heutigen Gesellschaft, was als Folge der Digitalisierung und Modernisierung zu verstehen ist. Ein neues Phänomen ist dies keineswegs, entstanden ist es mit der Geburt des Internets:

Technikstress ist eine spezielle Form von Stress, ein spezifisches oder unspezifisches Reaktionsmuster des Organismus auf äußere und innere Reizereignisse, die direkt oder indirekt durch Technik, das heißt schon durch die Gestaltung technischer Hilfsmittel, bei der Nutzung von technischen Hilfsmitteln und durch die allgemeine Einstellung und Akzeptanz gegenüber technischen Hilfsmitteln, entsteht und sein physisches und psychisches Gleichgewicht stört sowie seine Fähigkeiten zur Anpassung oder Bewältigung strapaziert oder überschreitet. 1

/- Hoppe, Annette

Der Technikstress erbringt natürlich nicht nur negative Effekte. Heutige technischer Möglichkeiten bieten Vorteile wie das Erlernen neuer Kompetenzen, das Erfahren visuell moderner und virtueller Welten und im weiteren Verlaufe auch den Meilenstein eines internationalen Informationsaustausches, vor allem durch Soziale Medien.



Der „Technikstress“ ist momentan ein allgegenwärtiger Prozess in der Gesellschaft. Besonders stark wirkt er sich auf die Personen aus, die in ihrer Freizeit und ihrem Beruf viel mithilfe technischer Mittel agieren. Aus diesem Grund ist es essenziell, Folgewirkungen dieses Phänomens zu beobachten, zu analysieren, zu deuten und zu guter Letzt aus wissenschaftlicher Sicht auch notwendige Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Dafür müssen jegliche gesellschaftlich- relevante Sektoren überprüft werden, sei es im privaten, öffentlichen oder im allgemeingesellschaftlichen Bereich.

Während der Industrialisierung war der Höhepunkt physischer Belastung, welche in den kommenden Jahrzehnten auch logischerweise psychische Folgen mit sich brachte. Als „Vorgänger“ des Technikstresses gilt der von C. Brod im Jahr 1984 beschriebene „Technostress“, welcher sich aber lediglich mit den psychischen Folgen von übermäßiger Nutzung des PCs im Arbeitsalltag beschäftigte. Heutzutage hat sich der lokal begrenzte „Technostress“ als Epidemie zu einem global-pandemischen Phänomen entwickelt.


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Laut der Arbeitspsychologin Annette Hoppe habe der „Technikstress“ auch positive Eigenschaften:

„Erste Erkenntnisse zu Technikstress in belastenden Arbeitssituationen konnten durch plötzliches Technikversagen und dadurch entstehenden Zeitdruck gewonnen werden. Der Nachweis gelang, indem Versuchsteilnehmern beim Abschreiben eines Textes am Computer softwareseitig Fehler versteckt eingebaut wurden. Es zeigten sich erhöhte Hautleitwerte, aggressives Verhalten und subjektives Negativerleben, welche Rückschlüsse auf erhöhte Beanspruchung zuließen. Interessant war auch das differenzierte Suchverhalten von männlichen und weiblichen Probanden. Während die Probandinnen nach kurzer Fehlersuchzeit die Arbeit von vorn begannen, suchten die männlichen Probanden sehr lange nach dem Fehler.
Beides, sowohl Ergebnisorientierung als auch Wettbewerbsorientierung, werden zukünftig in digital vernetzten Teams gebraucht werden. Diese Teams sind sehr leistungsstark, wenn sie den Konkurrenzdruck nicht im Inneren des eigenen Teams erleben, sondern als Druck der Konkurrenz von außen.2



Auch in derzeitigen Krisensituationen durch Corona stellt man sich in logistischer und finanzieller Hinsicht des Öfteren die Frage, welche Form der technischen Nutzung wohl am effektivsten und am erschwinglichsten sei. Im Zuge der Corona-Pandemie ist die Möglichkeit eines virtuellen Meetings über Portale wie Zoom oder TeamViewer immer präsenter geworden. Es besteht die Vermutung, dass sich Interne und externe Kommunikation langfristig verändern werden.

Die Ursachen für mit technischen Geräten in Verbindung stehendem Stress liegt vor allem im allgegenwärtigen Präsenzzwang im Netz durch Soziale Medien. Neue Geräte bringen neue Funktionsmöglichkeiten, Herausforderungen und folglich auch Stress mit sich. Technikstress entsteht aber nicht nur beim direkten Umgang mit der Technik selbst, sondern auch beim indirekten Umgang, beispielsweise schon bei der Auswahl der Technikform oder bei der Toleranz bzw. Intoleranz gegenüber Arbeitsbedingungen mit technischen Edukten und Produkten. Darüber hinaus steigt die Bedeutung der Multifunktionalität im Berufsleben:

Wir leben in einer „Entscheidungswelt“. Dabei kann das Fehlen verbaler oder nonverbaler Informationen Unsicherheit auslösen, was wiederum zu Beanspruchungen führt. [… Denn es ist davon auszugehen, dass zu verstärkten Schwierigkeiten durch die Techniknutzung weitere, neuartige Phänomene hinzukommen könnten, die durch die Isolation und das Fehlen von direktem Austausch unter den Mitarbeitern bedingt sind.siehe vgl. 2

Es ist also nicht abwegig, dass zu den stressbedingten Problemen noch Schwierigkeiten aufgrund des Mangelns von untereinander stattfindender Kommunikation als sozial- psychologischer Ausgleich zum Arbeitsleben hinzukommen könnten.

Aus obigen Ausführungen ergibt sich immer wieder die Frage, wie mit dieser neuen Art des Stresses umzugehen ist: Was ist zu tun?

Laut Annette Hoppe existieren 5 „Handlungsregularien“ zur Vermeidung von Technikstress (gekürzte und gesellschaftsbezogene Version):

  1. „Der Aktive bleibt aktiv“: Aktive Kommunikation im Team ist das A und O.
  2. „Bewerte dich nicht über deine Technik“: Versagen von Technik liegt an deren Komplexität, nicht an einem selbst als Nutzer.
  3. „So viel wie nötig, nicht so viel wie möglich“: Die Planung mit neuer Technik muss mit dem zu erreichen wollenden Ziel übereinstimmen. Deshalb sollte die Art der Technik nach den Kriterien „altersgerecht“, „tätigkeitsgerecht“ und „zielorientiert“ ausgewählt sein.
  4. „Plane Arbeit vorausschauend“: Die Technik muss in der Arbeitsorganisation berücksichtigt werden.
  5. „Denke an dich selbst“: Übermäßiger Technikkonsum ist zu Lasten der eigenen Produktivität und Gesundheit.siehe vgl. 2

Beim Umgang mit Technik müssen diese Grundsätze beachtet und kommuniziert werden, um eine perfekte Balance von technischer und persönlicher Multifunktionalität herzustellen. Weitere Erläuterungen zum Technikstress sind durch „Das Technikstressmodell“ von Annette Hoppe erläutert.


Erstellt: 19.02.2022

1 vgl. Prof. Dr.-Ing. habil. Dr. paed. Hoppe, Annette: Technikstress – Theoretische Grundlagen, Praxisuntersuchungen und Handlungsregularien, S. 56, Shaker Verlag, Aachen 2009, ISBN 978-3-8322-8502-9 svg+xml;base64,PD94bWwgdmVyc2lvbj0iMS4wIiBlbmNvZGluZz0idXRmLTgiPz48IURPQ1RZUEUgc3ZnIFBVQkxJQyAiLS8vVzNDLy9EVEQgU1ZHIDEuMS8vRU4iICJodHRwOi8vd3d3LnczLm9yZy9HcmFwaGljcy9TVkcvMS4xL0RURC9zdmcxMS5kdGQiPjxzdmcgdmVyc2lvbj0iMS4xIiBpZD0iRWJlbmVfMSIgeG1sbnM9Imh0dHA6Ly93d3cudzMub3JnLzIwMDAvc3ZnIiB4bWxuczp4bGluaz0iaHR0cDovL3d3dy53My5vcmcvMTk5OS94bGluayIgeD0iMHB4IiB5PSIwcHgiIHdpZHRoPSIxNnB4IiBoZWlnaHQ9IjE2cHgiIHZpZXdCb3g9IjAgMCAxNiAxNiIgZW5hYmxlLWJhY2tncm91bmQ9Im5ldyAwIDAgMTYgMTYiIHhtbDpzcGFjZT0icHJlc2VydmUiPjxnPjxnPjxwYXRoIGZpbGw9IiNGRkZGRkYiIGQ9Ik04LjAwMSwxNS41QzMuODY0LDE1LjUsMC41LDEyLjEzNiwwLjUsOGMwLTQuMTM1LDMuMzY1LTcuNSw3LjUwMS03LjVTMTUuNSwzLjg2NCwxNS41LDhTMTIuMTM3LDE1LjUsOC4wMDEsMTUuNXoiLz48cGF0aCBmaWxsPSIjRDUyQjFFIiBkPSJNOC4wMDEsMUMxMS44NiwxLDE1LDQuMTQxLDE1LDhzLTMuMTM5LDctNi45OTksN0M0LjE0LDE1LDEsMTEuODU5LDEsOFM0LjE0LDEsOC4wMDEsMSBNOC4wMDEsMEMzLjU4MiwwLDAsMy41ODIsMCw4czMuNTgyLDgsOC4wMDEsOEMxMi40MTgsMTYsMTYsMTIuNDE4LDE2LDhTMTIuNDE4LDAsOC4wMDEsMEw4LjAwMSwweiIvPjwvZz48cGF0aCBmaWxsPSIjRDUyQjFFIiBkPSJNNi43NDUsMTIuNTg5Yy0wLjIyNywwLjEyMi0wLjQ5NywwLjI0Ny0wLjY4NCwwLjI0N2MtMC4zMTgsMC0wLjUwMS0wLjE2NC0wLjUwMS0wLjQ1MmMwLTAuMjA3LDAuMTQtMC4zNzUsMC41OTUtMC42MjJjMS41NDktMC45MDQsMi41OTQtMi4yNzIsMi41OTQtMy43MjFjMC0wLjgyNS0wLjIyNy0xLjExOS0wLjY4MS0xLjExOWMtMC4xMzUsMC0wLjMyLDAuMjE5LTAuNjM2LDAuMjE5SDcuMTU3QzYuMTAyLDcuMTQzLDUuMzMzLDYuMjY0LDUuMzMzLDUuMjNjMC0xLjE1MiwwLjk1OC0yLjAwNiwyLjI4LTIuMDA2YzEuNzc3LDAsMy4wNTMsMS4zNzMsMy4wNTMsMy40M0MxMC42NjYsOS4yMTUsOS4yMDMsMTEuMjcsNi43NDUsMTIuNTg5Ii8+PC9nPjwvc3ZnPg - Technikstress. (shaker.de)

2vgl. Prof. Dr.-Ing. habil. Dr. paed. Hoppe, Annette: Technikstress – ein neues Phänomen? In: HUMAN RESOURCES MANAGER, 21. Oktober 2020

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