Interpretation von: Der fliegende Mensch
Die Parabel der „Der fliegende Mensch“ von Günter Kunert handelt von einem Mann, der in seiner Jugend die Fähigkeit zu fliegen entdeckte, doch diese durch das Verbot der Behörden nicht mehr nutzen konnte. Später versuchte er es erneut, doch er stürzte und starb, da er es verlernt hatte.
Der Protagonist, Herr Metzenwetzler, hat eine kleiner Wohnung in einer schäbigen Gegend, fühlt sich dort aber heimisch. Er verbringt jeden Abend damit, aus dem Fenster auf das Pflaster, „das(s) mit kreidebleichen kinderplumpen Fratzen zu ihm aufglotzte“ zu schauen. Er erzählt jedem Besucher seine Geschichte: „Ja, er konnte fliegen. In seiner Jugend hatte er überraschend diese Fähigkeit entdeckt.[..]“ Durch die Behörden trug er fortan Schuhe mit Bleieinlagen. Er versuchte immer wieder zu schweben, doch es gelang ihm nicht und er verletzte sich dabei. Einige Fotos würden seine Geschichte beweisen, doch die Fotos waren nicht sehr professionell geschossen sprich: – wertlos. Immer, wenn ein Besucher kommt zeigt er ihm die Fotos und beginnt seine Geschichte zu erzählen. Eines Tages aber kam ein Mann, der ihm ausnahmsweise nicht glaubte. Herr M. springt aus dem Fenster, um es ihm zu beweisen, stirbt jedoch dabei. Das Leben nimmt gewöhnlich seinen Lauf, nur der Hausmeister ärgert sich wegen der zusätzlichen Arbeit. Das Ende der Parabel lautet: „Eigentlich richtig gleichgültig blieben nur die gen Himmel gerichteten leeren Fratzen aus Kreide“
Fliegen können „wie die Vögel“ war seit altersher ein Menschheitstraum. Zu sehen, wie ein anderer dieses Traum erleben darf führt zuerst zu Traurigkeit und danach zu Neid. Herr Metzenwetzler entdeckte seine Fähigkeit bereits als Jugendlicher. Er spürte wie seine Füße langsam den Boden verließen. Er hob ab. Wieso, wusste er nicht. Aber er mochte es. Natürlich gefiel ihm, dass er etwas konnte und es half ihm aus der Menge hervorzustechen. Doch in der DDR durfte er das nicht. Die Behörden sorgten dafür, dass er Schuhe mit Blei trug und somit nicht mehr fliegen konnte. Sie „entnahmen“ ihm seine Fähigkeit, also das Besondere. In der DDR gab es nach deren Ideologie keine „Besonderen“, alle sollten gleich sein. Das ist der Beweis für Neid und Eifersucht. Diese Schuhe machten ihn wieder zu einem Menschen, wie jeder andere es auch war. Später als alter Mann hat er nur Fotos, die seine Geschichte zwar beweisen würden, aber sie waren ohne Blitzlicht geschossen. Jeder Mensch in seiner Straße wusste von seinem Fotos und seiner Geschichte, doch sie äußerten sich nicht dazu. Die Fratzen machten sich nur einen Spaß daraus zu glotzen und sich ihren Teil zu denken. Denn die Fähigkeit zu fliegen, war schon längst nicht mehr so wertvoll, wie in seiner Jugendzeit. Niemand wagte es sich ihm zu wiedersprechen. Er war schließlich ein alter Mann mit verrückten Fantasien. Doch eines Tages zweifelte ein Mann an Metzenwetzlers Fähigkeit. Aber wie hätte er es beweisen können, wenn er es verlernt hatte? Das er es verlernt hatte, wurde ihm erst bewusst, als er fiel und starb. Die einzige Reaktion auf seinen Tod, war die des Hausmeisters, der sich wegen seiner Arbeit ärgerte. Niemand wird sich je an „den fliegenden Menschen“ erinnern. Ab und zu geht ein Mensch an seinem Grab vorbei. Und ja, vielleicht wird auch jemand, der ein gutes Herz hat eine Kerze auf sein Grab stellen.
Als ich diese Parabel las, dachte ich sofort an Joey Ramone, dem Sänger, der legendären Punkrock – Band Ramones. Er starb im Alter von 49 Jahren an Krebs. Der Krebs sorgte dafür, dass er sein Talent „das Singen“ für immer verlor und damit auch sein Leben. Diesmal waren es keine Menschen die sich der Fähigkeit in den Weg stellten, sondern eine Krankheit.

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Der fliegende Mensch – Interpretation
Wissen verdoppelt sich, wenn man es teilt.
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