Der Artikel „Nur Deutsch auf dem Schulhof – Mehrsprachigkeit ist ein kostbares Gut!“ von Prof. Dr. Ludwig Hoffmann, erschienen am 31.01.2006 auf der Internetseite http://www.innovations-report.de, behandelt das Thema, ob nur noch Deutsch auf Schulhöfen gesprochen werden soll. Der Autor ist eindeutig gegen ein Verbot von Mehrsprachigkeit, da er sehr präzise und bewusst dagegen argumentiert. Nun werde ich im Weiteren Verlauf der Erörterung den Text kritisch analysieren und meine eigene Meinung zu diesem Thema formulieren.
Die wesentlichen Aussagen des Artikels beschränken sich auf Fakten und die Meinung des Autors. In dem Text wird angedeutet, dass es diese Diskussion nicht zu geben bräuchte, wenn sich nicht „Politiker (…) eingemischt und eine strafbewehrte Regelung für alle Schulhöfe gefordert“ (Z.4f.) hätten. Im Weiteren schreibt der Autor, dass der Schulhof „nicht nur der Pause“ (Z.8) dient, sondern auch der Problembewältigung in punkto Schule sowie Privat. Ebenfalls wichtig ist, dass „In der Muttersprache (…) das Sprachwissen [entsteht], auf dem weitere Sprachen aufbauen“ (Z.16f.). Zu beachten ist auch, dass Mehrsprachigkeit den Unterricht fördern kann, da „so das begriffliche Verständnis abgesichert wird“ (Z.23f.). Ein andere Punkt ist, dass es auf die „Situation und [den] Partner“ (Z.32) ankommt, um „für die Verständigung [das] geeignete Mittel“ (Z.31f.) zu wählen. Mit seiner eigenen Meinung sagt er, dass Mehrsprachigkeit ein wichtiges Gut ist und somit „zur Integration und gegen Parallelgesellschaften“ (Z.34f.) hilft.
Zahlreichen Autoritätsargumente stützen die These des Autors, wie zum Beispiel in Zeile 13: „Viele wissenschaftliche Untersuchungen belegen allerdings, dass …“; oder in Zeile 22: „Wissenschaftlich wurde auch gezeigt, dass …“. Die Argumentationsstruktur verläuft von ca.7 Pro-Argumenten zu 1 Contra-Argument und dann wieder zu 2 Pro-Argumenten. Durch die vielen Absätze werden eine erläuternde Wirkung und ein besseres Verständnis hervorgerufen. Die Sprache des Autors ist allerdings nicht sehr sachlich, da er wertende Ausdrücke wie „harmlos“ (Z.2) oder Alltagssprache wie „Natürlich, darum geht es gerade.“ (Z.12f.) benutzt. Dies vereinfacht jedoch das verstehen der Intention, welche die Förderung von Muttersprache/n bzw. Mehrsprachigkeit fordert.
Wenn man sich die Argumente im Text genauer anschaut wird man feststellen, dass viele aufgeführt werden und ein Großteil von ihnen sehr aussagekräftig ist, wie zum Beispiel, dass „die Ausbildung der Zweitsprache oder weitere Sprachen wie Englisch gefährdet [ist]“ (Z.18f.). Ein weniger aussagekräftiges Argument ist, dass „die Kommunikation ärmlich und uninteressant [wird]“ (Z.11). Was ich persönlich nicht so gelungen finde ist die Art und Weise wie er argumentiert; zwar fängt er mit dem schwächsten Argument an und hört mit dem stärksten auf, doch es gibt dazwischen keine klare Steigerung der Argumente.
Ebenfalls ungünstig finde ich, dass er sein einziges Contra-Argument so weit am Ende nennt, obwohl er es im selben Absatz noch entkräftet. Durch diese Argumentationsweise kann man jedoch leichter auf die Intention des Autors schließen. Ebenfalls hilfreich sind die klar erkennbaren Argumente, um auf die Absichten des Autors zu kommen. Man sollte dabei jedoch beachten, dass diese im ersten Satz des letzten Absatzes ausformuliert steht.
Der Autor hätte vielleicht noch aufführen können, dass Mehrsprachigkeit auf dem Schulhof bzw. in Schulen auch für die anderen Schüler ein Vorteil wäre, da sie somit schneller andere Sprachen und Kulturen kennen und verstehen lernen können. Denn wenn man eine Sprache jeden Tag hört, eignet man sich im laufe der Zeit einige Ausdrücke und Sätze an. Zum Beispiel italienisch! Jeder kennt den Ausdruck „Ciao bella!“ oder „Avanti“, da sie sehr oft verwendet werden und somit geläufig sind.
Um es nun zusammenzufassen, würde ich ebenfalls sagen, dass es nicht sinnvoll wäre ein Verbot von Mehrsprachigkeit einzuführen. Ich sage dies nicht nur deshalb, weil ich mich persönlich sehr gerne mit anderen Sprachen auseinandersetze, sondern auch, weil man sonst jegliche Weiterbildungsmöglichkeiten unterdrücken würde. Denn jeder Mensch hat eine andere Auffassung von einer Situation; und da wir nun mal nicht alle dieselbe Muttersprache haben, könnten wir uns mit niemandem austauschen und würden immer auf demselben Stand bleiben. Einen Kompromiss zu finden scheint hierbei sehr schwer, doch vielleicht könnte man sich darauf einigen, dass die Muttersprache in gesondertem Unterricht gefördert wird und die Schüler nur in Notfällen, außerhalb des Förderunterrichts, versuchen so oft wie möglich Deutsch zu sprechen. Wenn sich jedoch ein/e Schüler/in ununterbrochen nur in ihrer Muttersprache unterhält, könnte sich der Klassenlehrer mit den Eltern zusammensetzen, um gemeinsam eine Lösung zu finden.