1. Einleitung
Essstörung ist eigentlich ein Überbegriff. Als erstes wollen wir einen Überblick schaffen, welche Formen von Essstörungen man überhaupt unterscheidet. Eine klare Diagnose der einzelnen Störungen ist jedoch in der Praxis nicht immer möglich, da es viele Mischformen gibt, etwa Magersucht mit regelmäßigen oder gelegentlichen Fressanfällen usw.

2. Hauptteil

2.1 Welche Arten von Essstörungen gibt es

2.1.1 Magersucht


Magersucht ist eine Störung bei dem der Betroffene nicht richtig mit Nahrungsmitteln umgehen kann. Meist werden strenge Essrituale eingeführt und Lebensmittel in erlaubt und verboten eingeteilt, da eine starke Angst vor Gewichtszunahme besteht. In einigen Fällen hungert sich derjenige fast zu Tode und denkt trotzdem noch, dass er zu dick sei. Typische Zeichen sind zum Beispiel das bei Frauen die Regel aussetzt und Männer Impotent werden. Außerdem werden Haare und Fingernägel brüchig, die Haut trocknet aus und die Körpertemperatur sinkt. Es sind circa 10mal so viele Mädchen betroffen wie Jungen, vor allem im Alter von 15 Jahren.
BMI (Body-Maß-Index)
Der BMI ist eine Messzahl zur Bewertung des Gewichts. Entscheidend dafür sind das Alter, die Größe und das Gewicht. Berechnet wird die Zahl indem die Größe in Metern zum Quadrat genommen wird und das Ergebnis durch das Gewicht in Kilogramm geteilt wird. Jedoch ist das Ergebnis nur ein grober Richtwert und von vielen sehr umstritten. Bei einem Erwachsenen liegt das Normalgewicht zwischen 18,5 und 25, Zahlen über 25 deuten auf Übergewicht hin und Zahlen unter 18,5 zeigen ein leichtes bis starkes Untergewicht auf.

2.1.2 Bulimie


Die Ess-Brech-Sucht äußert sich darin, dass Betroffene regelmäßig (zwei bis dreimal pro Woche) unkontrollierbare Fressanfälle haben, bei denen in kürzester Zeit (zirka 30 Min.) sehr große Nahrungsmengen verschlungen werden (2000-10000 Kalorien). Anschließend erfolgt die so genannte Säuberung, durch erbrechen oder durch Missbrauch von Abführmitteln.
Für Eltern, Lehrer oder Freunde ist die Krankheit oft schwer erkennbar, da sich das Gewicht der Betroffenen meist im Normalbereich hält (BMI 20/25).
Ein psychischer Hintergrund der Bulimie ist oftmals eine innere Leere, Einsamkeit, die die Erkrankten durch exzessive Nahrungsaufnahme unterdrücken wollen (Spannungszustände abbauen). Bei den Essattacken wird jedoch kaum Genuss verspürt, da das schlechte Gewissen (Schamgefühl) danach sofort zur Säuberung führt. Oftmals wird zusätzlich viel Wasser getrunken, damit die Nahrung leichter zu erbrechen ist. Dadurch entzieht man dem Körper die Flüssigkeit wieder. Die Zähne werden durch das häufige erbrechen ebenfalls zerstört, denn die Magensäure greift den Zahnschmelz an. Verätzungen der Speiseröhre etc. sind ebenfalls eine Folgeerscheinung dieser Essstörung.
Am meisten sind junge Frauen von der Krankheit betroffen (18- 25Jahre) der Gipfel liegt bei 18 Jahren. Es sind etwa 10mal so viele Mädchen wie Jungen betroffen, die Grenze zur Magersucht und Binge Eating ist fließend.

2.1.3 Binge Eating


Hier haben die Betroffenen auch regelmäßige (zwei- bis dreimal pro Woche) unkontrollierbare „ Fressanfälle, bei denen in kurzer Zeit (30 Min.) große Nahrungsmengen verschlungen werden (1000-300 Kalorien). Der wichtigste Unterschied zur Bulimie ist, dass es anschließend keine Säuberung durch Erbrechen oder Abführen gibt. Es sind gleich viele Jungen wie Mädchen betroffen. Der Übergang zu Bulimie und Adipositas ist fließend. (Die Krankheitshäufigkeit wird auf 1 bis 3 Prozent der Bevölkerung geschätzt.)

2.1.4 Fettleibigkeit (Adipositas)

Bei der Adipositas handelt es sich um eine Krankheit mit starkem Übergewicht, bei der die Kontrolle über das Essverhalten völlig verloren wurde. Der Betroffene hat wenig Körperbewusstsein und der BMI befindet sich über 30. Das Risiko für Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist stark erhöht, meist wird auch von einer kürzeren Lebensdauer ausgegangen. Es sind genauso viel Jungen davon betroffen wie Mädchen, doch meist sind Menschen im Erwachsenenalter davon betroffen.

2.2 Was sind die Beweggründe dafür?
Trotz der Unterschiede in den Krankheitsbildern, sind die Übergänge mitunter fließend. Darüber hinaus finden die meisten Betroffenen den Einstieg in die Essstörung über eine Diät. Zuerst wollen sie vielleicht nur etwas abspecken, sparten schließlich überall an Fett und Zucker, bis sich irgendwann alles nur noch um die eine Frage drehte: Was darf ich überhaupt noch essen? Das Problem dabei ist, dass häufiges Diät halten das Hunger- und Sättigungsgefühl des Körpers schnell durcheinander bringt. Man verliert leicht das eigene (gesunde) Körpergefühl. (Hunger, Kälte, Hitze, Schmerz… wird nur noch unzureichend wahrgenommen.)

Dies zeigt auch ein Experiment:
Essgestörte und Menschen mit normalem Essverhalten sollten ein virtuelles Bild, von sich, am Computer so verändern, dass sie sich selbst darauf wieder erkennen. Das Ergebnis: Patienten mit Bulimie oder Anorexia überschätzten ihre Körpermaße erheblich. Gesunde Menschen dagegen glaubten sich schlanker als sie tatsächlich sind.

Essstörungen können in den unterschiedlichsten Familien und in allen gesellschaftlichen Schichten auftreten. Einige Merkmale häufen sich jedoch im Umfeld essgestörter Menschen. Gerade in Fällen von Bulimie und Magersucht ist die Familie oft gut situiert, überdurchschnittlich gebildet und wirkt intakt und harmonisch. Nicht selten herrscht ein hoher Leistungsdruck, unangenehme Gefühle werden unterdrückt und nicht offen ausgetragen. Essstörungen sind oft Ausdruck eines geringen Selbstbewusstseins und der Wunsch nach mehr Sicherheit, denn das strenge Fasten gibt Jugendlichen das Gefühl, wenigstens ihren Körper unter Kontrolle zu haben. Sie fühlen sich stark weil sie vielen Versuchungen widerstehen, während andere über ihre überflüssigen Pfunde jammern und trotzdem zugreifen. Auch wenn der Körper rebelliert, lässt viele der Gedanke an Macht, Kontrolle und Leistung nicht los auch wenn das fatale Auswirkungen für sie hat. Aber es können auch noch andere Voraussetzungen und Beweggründe zu einer Essstörung führen:

2.2.1 Familie
Die Trennung der Eltern kann ein zusätzlicher Beweggrund für eine Essstörung sein. Die Jungen und Mädchen denken, wenn keine Beständigkeit der Beziehung der Eltern besteht, dann versuchen sie wenigstens das Gefühl zu bekommen etwas besonders gut zu können. Wenn die Betroffenen die komplette Kontrolle über den eigenen Körper haben, denken sie diese somit auch über das ganze Leben und die Familie zu bekommen. Weitere Konflikte innerhalb der Familie können Ursachen sein, zum Beispiel eine schwerwiegende Krankheit oder Behinderung eines Familienmitgliedes, starke Streitigkeiten oder der Tod eines Angehörigen.

2.2.2 Sexueller Missbrauch
Viele Essgestörte Mädchen sind Opfer von sexuellem Missbrauch geworden. Oftmals haben sie durch das Traumata ein gestörtes Verhältnis zu ihrem Körper entwickelt. Sich nicht mehr als Frau fühlen wollen gilt als typisch für diese Mädchen. Es geht so weit, dass aufgrund der Hungerphasen irgendwann die Menstruation ganz ausbleibt. Für solche Mädchen ist eine langfristige Therapie dringend notwendig.

2.2.3 Idealbilder
Oftmals werden schlechte Vorbilder aus Modemagazinen, Film und Fernsehen verantwortlich gemacht. Zu dünne Models oder IT- Girls wie Lindsay Lohan, Nicole
Richie, die Olsen Zwillinge usw. sollen schuld an den falschen Schönheitsvorbildern, für junge Mädchen sein. Vor circa 5o Jahren waren galt es als schön, wenn Frauen noch kurven hatten (wie Pin-Up Girls). Doch auch Audrey Hepburn (bekannt aus Frühstück bei Tiffany), litt unter chronischer Magersucht. Damals galt sie als eine grazile Schönheit, der Gegenpol zu Marilyn Monroe. In den 6Oern war es Twiggy, die mit ihrem Knabenhaften- Look zum Schönheitsideal avancierte. Man darf auch nicht nur den Mode-Machern die Schuld geben, hier sollen Frauen vor allem schlank sein um die Kleidung besser zu demonstrieren (Kleiderständer), es gibt jedoch mittlerweile nach einigen Fällen von magersüchtigen Modells einen BMI von mindestens 18,5. Fakt ist Schönheitsideale wechseln ständig, meist ist jedoch deutlich das gerade das als schön empfunden wird, was schwierig zu erreichen ist. So galt Jahrtausende lang Dickleibigkeit als Schönheitsideal. Die Fettreserven standen damals als Garant für die Aufzucht der nächsten Generation. Doch in einer Zeit des Massenkonsums und des Überflusses wird die körpereigene Disziplin wieder höher angesehen. Man darf jedoch nicht vergessen, dass ein Schönheitsideal nur dann gefährlich sein kann wenn man nach ihm strebt, obwohl man meilenweit davon entfernt ist und dafür die eigene Gesundheit aufs Spiel setzt.

Gefährlich ist vor allem die Idealisierung der Krankheit von den Betroffenen selbst auf so genannten Pro-Ana Seiten:
Magersucht ist ein Lifestyle, keine Krankheit lautet eins ihrer beliebtesten Mottos. Sie finden sich übers Internet, auf privaten Seiten oder in Foren. Dort verbringen sie die meiste Freizeit, um gemeinsam Kalorien zu zählen, Esstagebücher zu führen und „Thinspiration“ zu machen.
Die Foren behandeln Themen wie Pharmazie, d.h. welche Medikamente nützlich gegen Hunger, Übergewicht, etc. sind, Tipps für Ablenkung, zusätzliche Fettverbrennung, bessere Entleerung des Magens, Ausreden um nichts Essen zu müssen usw.

2.2.4 Entwicklung des Körpers
Während der Pubertät entwickeln sich die meisten Essstörungen. Der Jugendliche hat Angst vor dem Erwachsen werden und kommt mit der großen sexuellen und emotionellen Veränderung nicht zurecht und ist überfordert. Essstörungen sind für viele auch eine Art Hilferuf, um Aufmerksamkeit zu bekommen, da sie sich vielleicht ausgegrenzt, einsam oder nicht verstanden fühlen.

2.3 Welche Arten von Therapien gibt es?
Für eine erfolgreiche Therapie ist ein Aufenthalt in einer Suchtklinik oder einer Spezialklinik für Essstörungen, meist für mehrere Wochen notwendig. Für den Patienten ist der Klinikaufenthalt der wichtigste Schritt, um eine erfolgreiche Therapie zu absolvieren. Am Anfang steht die Gewichtzunahme im Vordergrund, da die seelischen Probleme des Erkrankten erst behandelt werden können, wenn der körperliche Zustand stabilisiert wurde. Oft werden zu Beginn der Therapie beim Essen besondere Rituale eingeführt, für einen bestimmten Zeitraum wird der Betroffene von seiner Bezugsperson beim Essen getrennt, wenn die Nahrungsaufnahme erfolgt wird sie durch Lob besonders verstärkt. Nun bekommen die Patienten auch bestimmte Anforderungen gestellt, wie Zeitvorgaben beim Essen. Am Ende wird die Bezugsperson wieder mit einbezogen, damit irgendwann ein selbstständiges Essen angestrebt wird. Nach einem Klinikaufenthalt folgt meist eine ambulante Psychotherapie oder eine regelmäßige und langjährige Mitarbeit in einer Selbsthilfegruppe.
2.3.1 Gestaltungstherapie
Die hier und jetzt Situation des Betroffenen gilt als Ausgangspunkt der Behandlung. Wenn ein Patient sich über seinen Chef ärgert, ist genau das Thema des Gesprächs. Stimmlage, Mimik und Körperhaltung des Erzählenden geben dabei wichtigere Informationen als die Frage der letzten Mahlzeit.

2.3.2 Psychoanalyse
Sie geht von einem unbewussten Konflikt als Krankheitsursache aus. Wer nicht isst fürchtet sich vielleicht vorm Erwachsenwerden, weil er Erwachsene immer als brutal erlebte. Wenn diese Gefühle im Verlauf der mehrjährigen Behandlung bewusst werden, können die Folgen der traumatischen Erlebnisse gelindert und neue Erfahrungen gemacht werden.

2.3.3 Systematische Therapie
Nach systemischem Verständnis ist der Mensch vor allem Teil des Beziehungsgefüges seines Umfeldes. Krankheitssymptome sind Ausdruck bestimmter Beziehungsmuster. Die Tochter lehnt zum Beispiel das Essen ab, weil sie ihre Mutter ablehnt, dies aber nicht ansprechen kann. Therapeutische Eingriffe zielen darauf ab, solche Muster deutlich werden zu lassen um nach neuen Handlungsmöglichkeiten zu suchen.
2.3.4 Verhaltenstherapie
Essgestörte lernen in kleinen Schritten, das zu tun wovor sie sich am meisten fürchten: regelmäßig zu essen (feste Rituale) und ihrem Spiegelbild zu begegnen.

2.4 Präventionen
Bei der Präventionsarbeit ist es besonders wichtig sie auf breiter Basis stattfinden zu lassen und nicht zu viele detaillierte Angebote preiszugeben, da die Jungen und Mädchen ihr Interesse wecken und somit die Gefahr von Nachahmung besteht. Um Essstörungen zu verhindern ist es wichtig die Mädchen und Jungen zu stärken und ihnen ein positives Körpergefühl zu vermitteln. Des Weiteren sollte ein kritisches Medienbewusstsein entwickelt werden, genauso wie ein natürliches Gefühl für Hunger und Sättigung. Präventionsarbeit sollte in Schulen, beim Arzt genauso wie in Sportvereinen und in Jugendzentren statt finden, da auch vor allem Jugendliche von Essstörungen betroffen sind.

3. Schluss
Als Konsequenz für verzerrte Schönheitsideale startete DOVE die Initiative für wahre Schönheit.
Selbstbewusst und kurvig präsentieren sich die Frauen hier. Mädels pfeift auf strenge Kalorientabellen, genießt lieber euer Leben! Ob die Selbstbewusste Kampagne des Kosmetikherstellers Früchte trägt, zeigt vielleicht die nächste Generation junger Frauen.

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Referat Essstörungen
Wissen verdoppelt sich, wenn man es teilt.
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