Bei dem vorliegenden Text von Elisabeth Langgässer mit dem Titel “Saisonbeginn” handelt es sich um eine Kurzgeschichte.
Sie thematisiert den Antisymethismus in Bezug zum Glauben an Jesus Christus.
Die Geschichte handelt von der Frage, an welcher Stelle ein Schild mit der Aufschrift ,,In diesem Kurort sind Juden unerwünscht” (Z. 70) an einem Ortseingang platziert werden soll. Letztlich wird es zur Rechten eines Wegekreuzes gestellt.
Der Text verdeutlicht, wie ,,Massenideale”, wie z.B. Antisemitismus uns und unser Handeln und Denken beeinflussen und zum Schweigen bringen und sogar wichtige und fundamentale Dinge wie der Glaube als Rechtfertigung ausgenutzt oder dadurch unwichtig werden.

Der Text wurde in der Nachkriegszeit verfasst, sodass man vermuten kann, dass die erzählte Zeit Ende der 40er Jahre ist, kurz nach der Diktatur Adolf Hitlers und dem Nationalsozialismus in Deutschland. Die Bewohner eines Kurortes in den Bergen erwarten zu Beginn der Urlaubssaison die Touristen, besonders die ,,Autobesitzer in ihren großen Wagen” (Z.12). Doch vorher soll ein Schild mit der Inschrift ,,In diesem Kurort sind Juden unerwünscht” (Z.70) am Ortseingang angebracht werden. Es ,,sollte für alle (…) nicht zu verfehlen sein” (Z.25 f.) und als ,,Gruß” (Z.27) für alle Fremden gelten. Letztlich wird es neben einem Wegekreuz befestigt, sodass es wie ein ,,Richtspruch auf einer Tafel” (Z.62) wirkt und dem ,,sterbenden Christus” (…) für lange Zeit gegenübersteh[t]” (Z. 63).
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Der Text kann in drei Abschnitte geteilt werden. Der erste (Z. 1-10) beschreibt die Landschaft und vermeindliche Idylle des Dorfes. Der zweite Abschnitt (Z. 10-50) ist der eigentlich wichtige Teil der Kurzgeschichte und berichtet über das Aufstellen des Kreuzes, während der letzte Sinnabschnitt die Reaktion der Dorfbewohner und den Bezug der Inschrift zu Jesus Christus beschreibt.

Bei dem Text handelt es sich um eine Kurzgeschichte, weil er mit einem szenischen Einstieg beginnt und ein offenes Ende hat. Außerdem weist er weitere Eigenschaften dieser Textsorte, wie etwa die bildliche Sprache, auf.

Ausdrücke wie ,,Häuser und Gasthöfe waren wie neu” (Z. 8-9), ,,Fensterläden gestrichen” (Z.9) und ,,Schindeldächer ausgebessert” (Z. 9) beschreiben die vermeindliche Idylle des Touristendorfes, welche scheinbar regelmäßig während der Urlaubssaison inszeniert wird. Die Natur wird dem Leser durch eine besonders bildliche Beschreibung nahegebracht, denn die Umgebung wird durch viele Personifikationen als besonders lebhaft dargestellt. So z.B. durch die Ausdrücke ,,der Löwenzahn strotzte und blähte sein Haupt (Z. 5) und ,, strahlende Tümpel (…) kleinblütiger Enziane spiegel[n] (…) ein Himmel von unwahrscheinlichem Blau” (Z. 7-8),welche wiederum die Beschreibung der Idylle unterstützen.

Der Titel ,,Saisonbeginn” nimmt insofern Bezug auf den Inhalt des Textes, als das er den Grund für die Inszenierung der Idylle nennt. Er nimmt jedoch keinen Bezug auf das eigentliche Thema, dass Glaube als Rechtfertigung für Antisymethismus ausgenutzt wird.

Da anzunehmen ist, dass die erzählte Zeit zur Zeit des Nationalsozialismus ist, kann die antisymitische Einstellung der Personen der Geschichte erklärt werden. Einige von ihnen waren von dieser Massenbewegung fasziniert, wie auch die Jungen , die sich die ,,Ehre streitig [machten]beim Aufstellen des Schildes […] zu helfen” (Z. 51- 52). Andere blieben, wie auch später in dieser Zeit, unbeeindruckt oder Gegner des Nationalsozialismus, griffen aber nicht dagegen ein, wie in der Kurzgeschichte die Nonnen und Feldarbeiter.

Während dieser Zeit wurde die starke Gläubigkeit der Menschen für Hitlers Zwecke ausgenutzt, um sein Handeln zu begründen bzw. den Antisymethismus zu rechtfertigen, denn Jesus Christus wurde als Jude von Juden gekreuzigt, worauf der Text mit der Aussage ,,Christus, (…) welcher bisher von den Leuten als einer der ihren betrachtet und wohl gelitten war” (Z.63-66), Bezug nimmt. In Anbetracht dessen kann man die Aussage ,,die Inschrift (…) [wird] ihm (…) für lange Zeit (…) gegenüberstehen” (Z. 64-67), so deuten, dass die damals gläubigen Menschen die Verräter Jesu (symbolisch für sie das Schild mit der genannten Inschrift) zu seiner Rechten ( wo einst der Schächer gekreuzigt war, der ihn verhöhnte) anprangern und das rächen, was sie ihm einst angetan haben. Jedoch wird dies so nicht in der Geschichte geschrieben, denn laut Text steht das Schild nur zur Rechten Jesu, weil dies der passende Ort ist. Der geschichtliche Hintergrund lässt die vorangegangene Deutung aber zu.
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Der Text verdeutlicht die Zusammenhänge des Antisymethismus und des Glaubens an Jesus Christus . Außerdem stellt er die verschiedenen Auffassungen der Menschen zu diesem Thema dar. Der hauptsächilche Intentionsaspekt ist, dass sogar Glaube ausgenutzt wird, um falsches Handeln, wie etwa Massenwahn (Nationalsozialismus) zu begründen oder zu rechtfertigen. Außerdem werden die Auswirkungendessen auf die Individuen und deren Verhalten (Dulden, Schweigen, Unterstützen,…) angesprochen.

Hinweis:

Dieser text stellt keine Analyse oder Interpretation dar! Es handelt sich um eine Erläuterung des Themas, einiger Zitate und des Kontextes.
Diese können den Grundstock für eine Analyse oder Interpretation liefern.

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Kurzgeschichte Saisonbeginn
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