Categories: Interpretation

Die nüchterne Stadt

Gedichtanalyse
In dem Sonett „Die nüchterne Stadt“ von Paul Zech aus dem Jahr 1914 geht es um die dichterische Beschreibung einer trostlosen, sich im Niedergang befindenden Stadt.
In Strophe I wird über das Erscheinungsbild der Straße berichtet, welches als äußerst abweisend beschrieben wird. Weiterhin werden die Geräusche und Gerüche der Stadt dargestellt (Strophe II) sowie die Reaktion des Sprechers hierauf. Die letzten beiden Strophen (II und IV) beschreiben weitere Orte und Details der Stadt.
Das Gedicht ist gegliedert in vier Strophen. Die ersten beiden Strophen umfassen jeweils vier Verse, die letzten beiden jeweils drei Verse. Das Metrum ist überwiegend jambisch, die Verse stehen alle im umarmenden Reim, der sich in Strophe III bzw. IV über die einzelne Strophe ausweitet.
Die Kadenzen wechseln in Strophe I und II gemäß dem Reim, Strophe III und Strophe IV stehen jeweils komplett in w bzw. m.
Der Sprecher im Gedicht äußert sich als „Wir“ bzw. „uns“ in der Rolle der Stadtbewohner, die sich von den Geräuschen gestört fühlen („unsre Nerven rücksichtslos“, V. 10). Er redet immer im Plural und nennt sich nie als Einzelperson.
Die Stadt ist dargestellt durch das architektonische Bild (Straßen, Brücken). Die negative Wortwahl von Wörtern wie z.B. „zermürbt“ (V. 2), „Fremdenhass“ (V. 8) und „verkrüppelt“ (V. 12) weisen auf den negativen Zustand der Stadt hin. Der abschließende Vers erklärt das Fehlen von Kindern, was die in den vorhergegangenen Versen schon angedeutete Hoffnungslosigkeit aufzeigt, denn eine Stadt ohne Kinder hat keine Zukunft. In der Tat wird von Menschen kaum berichtet, einzig wird in V. 3 von „verlumpte[n] Bettler[n]“ gesprochen.
In V. 7-8 wird ein drohender Konflikt dargestellt, in dem sich das „wir“ des Sprechers vor „Fremdenhass“ und „Lästerfluch“ fürchtet. Hiermit könnte ein internationaler Konflikt gemeint sein. Da 1914 der 1. Weltkrieg begann, liegt es nahe, dass Zech auf ihn anspielt. Die letzten beiden Strophen, die ein vollkommen hoffnungsloses Bild von „Qual“ und „Leid“ sowie Kinderlosigkeit (s. oben) thematisieren, könnten als Kriegsszenario gemeint sein.
Zech beschreibt dichterisch eine ohnehin schon niedergehende Stadt, die nach dem Krieg komplett zum Erliegen kommt.

Die nüchterne Stadt
Wissen verdoppelt sich, wenn man es teilt.
Hausaufgabenweb-Team

Recent Posts

Wie kann ich meine Online-Recherche verbessern?

Eine effektive Online-Recherche durchzuführen ist von unschätzbarem Wert und es wird immer wichtiger, sich in…

2 Wochen ago

Alles über die Cannabispflanze: Von ihrer Legalisierung, über ihre Biologie, bis zu ihren Wirkungen

Cannabis ist eine faszinierende Pflanze mit einer langen Geschichte der Nutzung durch den Menschen. Von…

2 Monaten ago

Was hat GPS mit Mathe zu tun?

Mithilfe von GPS werden viele alltägliche Aufgaben erleichtert oder gar erst ermöglicht. Von der Navigation…

1 Jahr ago

Dramenanalyse zu „Kabale und Liebe“ – Friedrich Schiller

Foto von Dana Ward auf Unsplash Gesellschaftskonflikte damals wie heute Der Sturm und Drang -…

2 Jahren ago

Technikstress

Eine genauere Erklärung des "Technikstresses" Der Technikstress als "Stress im Zusammenhang mit der Nutzung neuster…

2 Jahren ago

Kaninchen

Weder Trockenfutter noch Heu oder (Knollen)Gemüse sind als Hauptbestandteil der Nahrung geeignet. Füttern Sie Ihren…

2 Jahren ago