Dass die Hauptfigur Effi im Roman „Effi Briest“ von Theodor Fontane eine Affäre beginnt, ist zentral für die Handlung des ganzen Buches. Schon im ersten Kapitel fällt beim Spielen Effis mit ihren Freundinnen eine Bemerkung über Ehebruch und danach folgen stetig Andeutungen. Auch die Motive im Buch, allen voran der Chinese, beziehen sich darauf. Deshalb stellt sich die Frage, welche Gründe Effi dazu getrieben haben, ihren Mann, Geert von Instetten, zu betrügen.
Ein sehr entscheidender Punkt ist ihre Einsamkeit, so heißt es, nachdem sie einen Brief an ihre Mutter geschrieben hatte: „Hatte sie schon vorher ein Gefühl der Einsamkeit gehabt, so jetzt doppelt.“ (S.58 Z. 25/26). Zu Anfang ist Instetten ihr Halt, aber er verlässt sie oft. Dass es Effi in seiner Abwesenheit nicht gut geht, zeigt sich, wenn sie zu ihm sagt: „Du darfst nicht wieder fort, du darfst mich nicht wieder allein lassen.“ (S. 65 Z. 32/33). Auch später, als sie sich schon längst in Kessin eingelebt haben sollte, schreibt sie ihrer Mutter: „ich kann ein Gefühl des Alleinseins nicht ganz loswerden“ (S. 82 Z.41).
Dass Effi sich so alleine fühlt rührt zum einen daher, dass sie sich unter Kessins Adel unwohl fühlt: „so freundlich die Familien, von Sidonie Grasenabb abgesehen, gesinnt waren – es wollte mit allen nicht so recht gehen“ (S. 85 Z.37/38) und zum anderen begründet es sich in der Gefühlskälte ihres Mannes. So sagt sie zu ihm er sei „frostig wie ein Schneemann“ (S. 56 Z. 33) und erkennt: „was in ihrer Ehe eigentlich fehlte: Huldigungen, Anregungen, kleine Aufmerksamkeiten … ein Liebhaber war er nicht.“ (S. 86 Z. 21-26).
In dieser Einsamkeit ist ihr Crampas Ankunft gerade recht. Schon bevor sie ihn kennenlernt, bezeichnet sie ihn als „Trost- und Rettungsbringer“ (S. 88 Z. 4). Auch nach dem Kennenlernen hat sie ein sehr positives Bild von ihm „Vollkommen Kavalier, ungewöhnlich gewandt.“ (S. 88 Z. 38). Sich mit ihm zu unterhalten, gefällt ihr sehr gut: „mit ihr ein wenig zu medisieren, was er wundervoll verstand“ (S. 106 Z. 36/37).
Er ist eine sehr willkommene Ablenkung und obwohl sie spürt, dass er ihr riskant wird: „Sie sind gefährlich …“ (S. 111 Z. 33/34), fühlt sie sich zu ihm hingezogen. Denn es ist eine ihrer Eigenschaften, dass sie sich nach Aufregung und Gefahr sehnt. So hatte sie schon in ihrer Kindheit in Bezug auf ihre Schaukel „in dem Gefühle: jetzt stürz ich, etwas eigentümlich Prickelndes, einen Schauer süßer Gefahr empfunden.“ (S. 99 Z. 35/36).
Ihr Ehemann, der versucht sie zu erziehen, ist dann die Spitze vom Eisberg. Sie beschwert sich schon zu Beginn der Ehe „frei werden von meiner Angst … adligen Spukstolz von mir forderst“ (S.67 Z. 35-41) und später bezeichnet sie ihn als „eine Art Angstapparat aus Kalkül.“ (S. 113 Z. 4).
Dass Crampas das genaue Gegenteil von Instetten ist, kommt ihr also sehr entgegen. Instetten sind gesellschaftliche Normen und Gesetze unglaublich wichtig: „Geht nicht“, sagte Instetten; „Hafenpolizei.“ worauf Crampas erwidert: „Alle Gesetzlichkeiten sind langweilig.“ und dies sagt Effi zu: „Effi klatschte in die Hände.“ (S. 108 Z. 21-26).
Ihre innere Barriere Crampas gegenüber reißt immer weiter ein: „Dann aber schlug sie verwirrt und fast verlegen die Augen nieder.“ (S. 119 Z. 39/40). Sie befindet sich in einem Zwiespalt: „seine Huldigungen erfüllten sie mit einem gewissen Bangen, und seine Gleichgültigkeiten verstimmten sie“ (S. 125 Z.8/9).
In einer Kutsche im dunklen, ihr Angst einflößenden Wald kann sie der Versuchung nicht länger wiederstehen. Sie wehrt sich nicht, wenn er sie küsst: „überdeckte sie mit heißen Küssen. Es war ihr, als wandle sie eine Ohnmacht an.“ (S. 136 Z. 32/33). Daraufhin kann und will sie sich ihm nicht länger entziehen, denn: „Das Verbotene, das Geheimnisvolle hatte seine Macht über sie.“ (S. 143 Z. 6).
Diese Vielzahl von Gründen zeigt, dass Effi nicht leichtfertig ihren Mann betrügt, sondern er selbst an der Situation nicht ganz unschuldig ist. Effi ist keine charakterstarke Person und deshalb bringen sie die Einsamkeit, die Sehnsucht, Instettens Erziehungsversuche und Crampas Person dazu, solch einem Vergehen wie Ehebruch zu begehen. Ihr eigene Lust auf Abenteuer und ihr junges Alter zum Hochzeitszeitpunkt sind weiterer Faktoren, die zu berücksichtigen sind, um ein Urteil über Effi zu fällen.
694 Wörter

Note: 1

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Literarische Eröterung (einsträngig) – Gründe für den Ehebruch Effi Briests
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