Rangordnung im deutschen Kaiserreich
Im deutschen Kaiserreich waren die Unterschiede zwischen den Menschen sehr groß. In der untersten Schicht waren die ungelernten Arbeiter. Etwas besser angesehen waren die Handwerker und Bauern, die zu dem Kleinbürgertum zählten. Diese war dafür bekannt dass es immer nach oben strebte. Darüber stand das Bürgertum. Zum Bürgertum gehörten Gebildete und Vermögende Menschen wie z.B. Höhere Beamte, Fabrikbesitzer, Bankiers und Wissenschaftler sowie Künstler. In der ober Schicht waren vor allem Besitzer der neu entstandenen Großindustrie, sowie Adlige, Offiziere und Kirchliche Würdenträger. Menschen die Soldaten oder Offiziere waren wurden als viel bedeutender angesehen als normale Bürger. Damals war es voll im Trend Uniformen zu tragen. Aus der Sicht des Militärs war das Bürgertum zweiter Ordnung und man gab seine Tochter keinem normal Bürgerlichen zur Frau.

Gesellschaft im Portrait 1870
Das deutsche Kaiserreich war ein Militärstaat wie ungefähr Sparta 1500 Jahre zuvor. Das Soldatentum wurde gefeiert und geliebt, was man daran merkt, dass zum Beispiel auch der Kaiser Wilhelm der 2 und seine Kinder Armee bzw. Offiziersuniformen tragen(siehe Abb. 2).

Welche gesellschaftlichen Schichten und Tendenzen zeichnen sich ab?

Der Kaiser, der Adel und hohe Militärs waren das Vorbild für das Bürgertum. Für die Adligen hingegen waren selbst erfolgreiche Fabrikanten, berühmte Wissenschaftler oder angesehene Künstler nur Menschen zweiter Klasse, mit denen man normalerweise nichts zu tun haben wollte. Fast alle wichtigen Ämter in der Verwaltung und vor allem beim Militär wurden mit Adligen besetzt. Die Armee sollte nach dem Willen des Kaisers eine Schule der Nation sein und den Wehrpflichtigen neben militärischen Fertigkeiten vor allem Kaisertreue, Patriotismus (emotionale Verbundenheit mit der eigenen Nation), Disziplin und Gehorsam vermitteln.
Wie das Militär, so traten auch die Beamten, vor allem wenn sie eine Uniform trugen, den Zivilisten gegenüber hochmütig und Überheblich auf. Schutzleute z.B. wollten nicht „Freund und Helfer“ sein, sondern Respektsperson, denen man sich sofort unterordnete. Orden und Uniformen prägten das Straßenbild im Kaiserreich und Unterordnung wurde schon den Kindern in der Schule beigebracht. Befehl und Gehorsam galten auch im Privatleben als hohe Tugend.
Schule 1870
Das Schulsystem

Im Kaiserreich gliederte sich das Schulsystem in allgemein bildende Schulen (Erziehungsschulen) und Berufsschulen.
Die allgemein bildende Schule vermittelt den Schülern die Grundlagen, die der intellektuellen und praktischen Bildung dienten.
Die Gesellschaft war zu dieser Zeit in drei Stände eingeteilt.
Den untersten Stand bildeten die Handarbeiter, z.B. Tagelöhner und Kleinbauern.
Großbauern, mittlere Beamte und Kleinkaufleute stellten den Mittelstand dar.
Den obersten Stand bildeten Menschen, die Berufe zum Mitwirken des kulturellen und wirtschaftlichen Fortschritts hatten, z.B. Gelehrte, Großindustrielle und Großkaufleute und Offiziere sowie hohe Beamte.
Diesen gesellschaftlichen Schichten passte sich das deutsche Schulsystem an und gliederte sich in höheres, mittleres und niederes Schulwesen,
das sowohl für Jungen als auch Mädchen zugänglich war.

Das niedere Schulwesen, auch Volkschule genannt, sah eine achtjährige Schulzeit vor; der Abschluss ist mit dem heutigen Hauptschulabschluss vergleichbar. Da aber 80% der Bevölkerung auf die Volksschule gingen, zählte der Abschluss dieses niederen Schulzweigs mehr als heute.
Der Grund für die fehlende Popularität der höheren Schule war die Kostenfrage. Die Jugendlichen konnten nicht nur kein Geld verdienen, solange sie in die Schule gingen; sie mussten zudem von ihren Eltern materiell versorgt werden, was diese sich häufig nicht leisten konnten.
Außerdem fanden die Arbeiter der unteren Stände keinen Grund, weshalb ihr Kind ein höheren Abschluss als den der Volksschule benötigte, da die Kinder in der Regel den Beruf der Väter später einmal ausüben sollten. Das mittlere Schulwesen, für das es in den verschiedenen Regionen Deutschlands unterschiedliche Bezeichnungen gab (Mittelschule, Realschule und Lateinschule etc.) versuchte eine gründliche Bildung zu vermitteln, die der beruflichen Ausbildung im mittleren Handels- und Gewerbestand dienen sollte.
In kleineren Orten waren diese Schulen häufig der Volkschule angegliedert.

Im höheren Schulwesen wurde zwischen Jungen- und Mädchenschulen unterschieden.
Knabenschule waren Vollanstalten (Gymnasien, Realgymnasien, oder Realschulen)
Die Vollanstalten hatten eine 12 jährige Schulzeit, die Nichtvollzeitanstalten nur eine neunjährige.
Das Mädchenschulwesen setzte sich aus den höheren Mädchenschulen, dem Lyzeum und den Studienanstalten zusammen.
Das Lyzeum baute auf der höheren Mädchenschule auf, die bis zur zehnten Klasse ging. Das höhere Lehrerinnenseminar, bildete Lehrerinnen für mittel- und höhere Mädchenschulen aus. Die Frauenschulen, bereiteten die Mädchen auf das häusliche Gemeinschaftsleben vor.
Die Studienanstalten berechtigten den Zugang zum Universitätsstudium.
Über die allgemeinen Schulformen hinaus gab es verschiedene Sondereinrichtungen wie z.B. so genannte „Rettungsanstalten“ für schwer erziehbare Kinder, „Hilfsschulen“ für geistig Behinderte und „Taubstummen-, Blinden-, Epileptiker- oder Krüppelanstalten“ für körperlich Behinderte.
Ende des neunzehnten Jahrhunderts gab es erste Versuche, einen gemeinsamen Unterricht einzuführen.
Diese Einheitsschule wurde jedoch abgelehnt, da man meinte, die Kinder der verschiedenen Stände seien in ihrer intellektuellen Bildung zu unterschiedlich, um gemeinsam erfolgreich unterrichtet werden zu können.

Verhältnisse in den Schulen

– Lehrer im Kaiserreich hatten eine andere Stellung als die Lehrer heute:
Respekt, Disziplin und Autorität prägten den Schulalltag
– Lehrern stand das Züchtigungsrecht zu. Sie durften Schüler sogar für
Vergehen, die außerhalb der Schule geschahen, bestrafen, was von der
Damaligen Gesellschaft toleriert wurde
– Die Entlohnung erfolgte direkt durch die Eltern, im ländlichen Bereich zumeist in Form von Naturalien
– Bis zur staatlichen Reglementierung, die nun eine dreijährige Ausbildung
vorsah, waren die Lehrer unausgebildet
– In der Regel wurden mehrere Klassenstufen gemeinsam unterrichtet auf den
Dörfern zuweilen im Haus des Lehrers
– Bücher wurden nicht gestellt, viele konnten sich diese nicht leisten

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