Gottesbeweise

1. Einleitung
2. Ontologischer Gottesbeweis/Kritik
3. Kosmologischer Gottesbeweis/Kritik
4. Quellen

1. Einleitung

Ist Gott beweisbar? Obwohl diese umstrittene Frage zunächst eher ein theologisches Problem zu sein scheint, gehört die Frage nach der Existenz Gottes zu einer der größten philosophischen Fragen überhaupt. Schon viele große Philosophen haben sich mit dem Problem beschäftigt und Ansätze zur Lösung gesucht.

Als Gottesbeweise bezeichnet man den Versuch, die Existenz eines Gottes argumentativ durch Vernunft und Logik [Logik ist eine philosophische Disziplin und die Lehre des vernünftigen Schlussfolgerns. In der Logik untersucht man die Gültigkeit von Argumenten und prüft deren Wahrheitsgehalt.] zu beweisen.
In dem christlichen Mittelalter spielten die Gottesbeweise noch keine große Rolle, sie dienten lediglich dazu, als theoretisches Konstrukt, die vorhandene Überzeugung der Menschen zu stützen.

Erst zur Zeit der Aufklärung (17-18.Jhd.) [Zur Aufklärung nach Kant “Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines andern zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht aus Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. ‘Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!’ ist also der Wahlspruch der Aufklärung.”] nahm auch die Bedeutung der Gottesbeweise zu.
Gott wird bei philosophischen Gottesbeweisen meist als höchstes Wesen, Schöpfer, oder Erste Ursache/Prima Causa definiert.

2. Der ontologische Gottesbeweis (Ontologie ist die Wissenschaft vom Sein)

Aus der Existenz des Begriffs bzw. des Gedankens “Gott” wird auf die Existenz Gottes geschlossen.

Die ersten Formulierungen des ontologischen Gottesbeweises sind auf Anselm von Canterbury (1033-1109) und später auf René Descartes (1596-1650) zurückzuführen.

Bei dieser Art des Gottesbeweises wird durch logisch-begriffliche Schlüsse versucht auf das Sein und die Existenz von Gott zu schließen.
Dabei argumentiert zunächst Anselm von Canterbury, Gott sei das, größer als welches nicht gedacht werden könne.
Diese Annahme ist nach Anselm von Canterbury nur widerspruchsfrei nachzuvollziehen, wenn Gott existiert.

Dabei ist das Kernargument:

Der Begriff „Gott“ enthält definitionsgemäß „existierend“ als Teil seiner Bedeutung. Zunächst nimmt man das Gegenteil an, nämlich „Gott existiere nicht.“ Doch diese Annahme würde dann bedeuten:
„Das existierende x(x für Gott, weil Gott definitionsgemäß „existiert“) existiert nicht.“ Da der letzte Satz ein Widerspruch ist, ist auch der vorletzte Satz „Gott existiert nicht.“ ein Widerspruch. Man kann nicht ohne Widerspruch behaupten, Gott existiere nicht.
Also existiert Gott.

Oder:

Der Mensch kann sich etwas ausdenken, das durch nichts übertroffen wird. Wenn es das höchste und vollkommenste Wesen ist, das sich jemand ausdenkt, dann gibt es etwas noch höheres und vollkommeneres, nämlich wenn dieses Wesen nicht nur als Möglichkeit gedacht wird, sondern wenn es wirklich existiert.

Kritik:

Der ontologische Gottesbeweis nach Anselm von Canterbury vertraut ganz und gar auf das Denken des Menschen. So gab es schon im Mittelalter Skeptiker, wie zum Beispiel der Mönch Gaunilo. Gaunilo argumentierte mit einem Fallbeispiel. Der Mensch solle sich eine Insel ausdenken, die schöner denn je ist. Zwar sei diese Insel noch vollkommener, wenn sie nicht nur in Gedanken, sondern auch tatsächlich existiere. Die tatsächliche Existenz der Insel folge aber nicht aus der Vorstellung.

Descartes argumentierte bei seinem “1. Gottesbeweis” ähnlich wie Anselm von Canterbury bei seinem Gottesbeweis. Er glaubte in sich die Idee eines allervollkommensten Wesens vorzufinden, die er Gott nannte. Diesem Wesen müsse Existenz zukommen, denn sonst wäre es ja nicht vollkommen.

Die „Standartform“ des ontologischen Gottesbeweises wird üblicherweise in Form eines Argumentes geschrieben. Dieses Argument hat die Form eines logischen Schlusses von akzeptierten Prämissen (Prämissen heißen in der Logik eine Voraussetzung oder Annahme. Sie sind eine Aussage, aus der eine logische Schlussfolgerung gezogen wird.) auf die in Frage stehende Konklusion (Schlussvolgerung).

Der Mensch hat in seinem Bewusstsein die Idee Gottes als „vollkommenes Wesen“.
Somit wird Gott als „vollkommenes Wesen“ definiert.
Zur Vollkommenheit gehört die Existenz. (Prämisse)
Gott existiert. (Konklusion)

Kritik:

Die wohl bekannteste Kritik des ontologischen Gottesbeweises stammt von dem Philosophen Immanuel Kant. Dieser schrieb in seinem Werk „Kritik der reinen Vernunft“ (1. Auflage 1781, 2. Auflage 1787), dass sich diese Art von Beweis mit verschiedenen Kategorien vermische.
Als erstes kritisiert er, dass der grammatische Begriff sein wie ein Adjektiv (Eigenschaftswort) verwendet wird.
Des Weiteren formuliert Kant in seiner „Kritik der reinen Vernunft“:

“Ihr habt schon einen Widerspruch begangen, wenn ihr in den Begriff eines Dinges, welches ihr lediglich seiner Möglichkeit nach denken wollt … schon den Begriff seiner Existenz hineinbrachtet … Und so enthält das Wirkliche nichts mehr als das bloß Mögliche. Hundert wirkliche Taler enthalten (in Anselms Modell; L. Gottesbeweise) nicht das mindeste mehr, als hundert mögliche.”

Kant kritisiert, dass Anselm von Canterbury die Existenz des vollkommensten Wesens in seiner Definition schon voraussetzt. Es könnte auch gesagt werden, dass das vollkommenste Wesen nicht existiert. Diese Aussage enthält keinen logischen Widerspruch, da ein solches Wesen keine objektive Realität besitzt (es ist ein grammatisches Subjekt) aber man nicht die Vorstellung des Wesens an sich leugnet.

3.Der kosmologische Gottesbeweis (to kosmos – die Welt; Beweis aufgrund der Beschaffenheit der Welt)

Von der Existenz der Welt wird auf die Existenz Gottes Geschlossen.

a) Thomas von Aquin (1225-1274) war Dominikaner und einer der einflussreichsten Philosophen und Theologen der Geschichte. Er gehört zu den bedeutendsten katholischen Kirchenlehrern und ist seiner Wirkungsgeschichte nach ein Hauptvertreter der Philosophie des hohen Mittelalters, der Scholastik.

Thomas von Aquin geht bei seinem Versuch die Existenz Gottes zu beweisen von „Ursache“ und „Bewegung“ aus. Er formuliert dies in den beiden ersten Wegen seiner “Fünf Wege Gott zu beweisen”, greift aber dabei auf die Lehre des Aristoteles und Platon zurück:

In der Welt nimmt man Bewegung wahr. Alles Bewegte hat einen Beweger. Es muss also einen Ersten Beweger geben. Dieser kann nur Gott sein.

Dabei formuliert er, dass immer etwas die Ursache von etwas anderem ist, oder das immer etwas, etwas anderes bewegt. Nichts kann seine eigene „Ursache“ sein und nichts bewegt sich ohne Grund von selbst.
Wenn man annähme, dass dieses wirklich der Realität entspräche, so könne man alle Geschehnisse unendlich zurückverfolgen, dieses bewegt das, das wiederum jenes (dilemma regressus ad infinitum).
Nun zieht Aquin nach diesen Gedankengängen den Schluss, dass es einen Anfang, oder ein Erstes, aller Ursachen geben muss, da es sonst nicht zu den Bewegungen kommen könne und es nichts gäbe (Prima Causa).
Das erste ist es, was wir als „Gott“ bezeichnen.

Bei diesem Gottesbeweis kommt es nicht darauf an, den aus der Bibel überlieferten Gott zu beweisen und dessen Existenz zu rechtfertigen, sondern in einer logischen Argumentation „ein“ höchstes Wesen zu beweisen, welches erst später als „Gott“ interpretiert wird.

Thomas von Aquins Gottesbeweis lässt sich auf jenen von Aristoteles zurückführen.

b)Kinetischer Beweis (vgl. Aristoteles)

1. Das Universum, bestehend aus Materie, Raum und Zeit, befindet sich in einem ständigen Prozess der Veränderung.
2. Materie, Raum und Zeit können sich nicht von selbst verändern.
3. Also braucht es einen Beweger von außerhalb, der Materie, Raum und Zeit verändert, und selber der Veränderung nicht unterworfen ist.
4. Dieser unbewegte Beweger ist Gott.
Gemeinsam ist diesen Gottesbeweisen der Rückschluss von der Welt auf einen Weltschöpfer. In allen Fällen wird eine regressio ad infinitum (Zurückgehen bis zum Unendlichen) abgelehnt und an die Stelle von Unendlichkeit Gott als anfang-setzende Macht eingesetzt. Kant hat solche Anschauungen als bloße Varianten des ontologischen Gottesbeweises betrachtet und verworfen. Dennoch gehen sie über den ontologischen Beweis hinaus.
Kritik:
Eine bekannte Kritik von John Hospers, ein moderner Philosoph unserer Zeit, befasst sich mit dem kosmologischen Gottesbeweis.
Ein sehr wichtiger und zentraler Punkt in Hopsers Kritik ist der Begriff eines notwendigen Wesens, wie er auch im kosmologischen Gottesbeweis in Verbindung mit Gott verwendet wird. Ein notwendiges Wesen ist ein Wesen, dessen Existenz in sich selber begründet liegt. Für Hosper ist diese Existenz eines solchen Wesens unmöglich, da es mit der eigentlichen Bedeutung von Erklärung und Begründung nicht einher geht.
Erklären bedeutet nach Hospers, das etwas durch etwas anderes erklärt wird und nicht durch sich selbst.

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