Filmmusik – oft wird sie kaum wahrgenommen, weil sie Filmszenen nur untermalt oder unterstützt. Will man den Begriff „Filmmusik“ definieren, muss man zunächst darüber nachdenken, was „Film“ eigentlich bedeutet. Im engeren Sinn bezeichnen auch Werbungen oder Dokumentationen, womit Filmmusik auch Musik aus der Werbung ist. Unter Filmmusik versteht man Musik, die für einen Film neu komponiert oder arrangiert wird. Oft wird auch klassische oder bekannte Musik als Filmmusik verwendet (z.B.: Werbemusik). Filmmusik soll die Handlung und Stimmung eines Filmes unterstützen oder dem Zuschauer helfen, den Film besser zu verstehen (siehe Wirkungen der Filmmusik). Eine besondere Form der Filmmusik ist die „On-Musik“, die im Gegensatz zur „Off-Musik“ von den Charakteren eines Films wahrgenommen wird und die Handlung beeinflusst.
2. Geschichte der FilmmusikDie ersten Filme entstanden Ende des 19. Jahrhunderts. Die Gebrüder Lumière aus Paris haben 1895 den ersten Film vorgestellt. Dieser wurde mit dem Kinematographen (=Bewegungsschreiber) abgespielt. Die Filme waren ohne Ton und meist nur eine Minute lang. Die Menschen sahen in den Filmen Alltagsbegebenheiten, aber auch Komödien. Da die Filme ohne Musik waren, musste ein Pianist diesen mit Musik begleiten. Das hatte den Vorteil, dass störende Nebengeräusche von dem Kinematographen überdeckt und das Publikum in Stimmung gebracht wurde. Der König der Erfinder war Thomas A. Edison aus New York. Er erfand das Kinetoskop, einen Kasten mit einem Guckloch. Hinter dem Guckloch liefen schnell viele Bilder ab, so dass es zu einem Film wurde. Diese Filme waren meist nur 30 Sekunden lang.
Sie hatten den Nachteil, dass immer nur eine Person den Film gucken konnte.
Diese Filme waren mit Musik.
Die Gebrüder Skladanowsky aus Berlin erfanden 1895 das Bioskop. Die Filme, die mit dem Bioskop gesehen werden konnten waren wieder ohne Musik. Diesmal begleitete allerdings nicht ein Pianist, sondern ein ganzes Unterhaltungsorchester.
Es gab auch Vorformen dieser Erfindungen, den Bänkelsänger und die Laterna Magica. Der Bänkelsänger war ein Mann, der auf einem Podest stand. Er sang Geschichten und hielt dazu verschiedene Bilder hoch, die den Inhalt der Geschichten unterstützten. Die Laterna Magica war ein Mann auf einer Bühne. Unten, vor der Bühne stand ein weiterer Mann. Dieser wurde von einem Scheinwerfer angestrahlt und über einen Spiegel auf die Bühne projeziert. Nun kämpften beide Männer miteinander. In den 1920-iger Jahren begann dann die Stummfilmzeit. Die Filme waren nun schon etwas länger, aber ohne Ton. Ein Pianist, ein Schlagzeuger und ein Geräuschemacher machten Musik zum Film. Später waren die Filme dann ca. eine halbe Stunde lang. Sie wurden in riesigen Kinosälen aufgeführt, wo ca. 5000 Menschen hinein passten. Nun reichte nicht mehr nur ein Pianist, sondern man brauchte ganze Orchester. Dies wurde auf Dauer aber ganz schön teuer und man baute und nutzte die „Königin der Instumente“, die Kinoorgel. Das war eine riesige Orgel mit mehreren Mannualen. Jedes Mannual war ein anderes Register
(z.B. das Effektregister). Leider wurden viele Instrumente davon im Krieg zerstört.
Ab 1927 gab es dann den ersten Tonfilm. Dadurch wurden viele Musiker arbeitslos. Der Ton war jetzt auf einer großen Schallplatte „gespeichert“ und musste synchron zum Film abgespielt werden.
In der Filmmusik werden verschiedeneTechniken benutzt, um eine besondere Wirkung zu erzielen. Einige dieser Techniken sollen hier kurz vorgestellt werden:
Underscoring
Die am häufigsten verwendete Technik in der Filmmusik ist das sogenannte Underscoring (eng. Untermalung), bei dem eine Szene mit passender Musik unterlegt wird. Das Underscoring unterstützt die zu sehende Handlung im Film, gibt aber keine weiteren Auskünfte über Gefühle oder Emotionen der Darsteller.
Mickey-Mousing
Das Mickey-Mousing ist eine Sonderform des Underscoring. Hierbei werden einzelne Handlungen, wie z.B. einzelne Schritte einer Figur im Film durch einzelne Töne unterstrichen. Diese Technik wird oft in Zeichentrickfilmen verwendet, woher auch der Name der Technik stammt. In „normalen“ Filmen erscheint diese Technik oft übertrieben und die Filmmusik wirkt „überladen“, weswegen sie selten genutzt wird.
Mood-Technik
Die Mood-Technik (von eng. „Mood“ – Stimmung) steht im Kontrast zum Underscoring. Während das Underscoring eine Szene untermalt, unterstützt die Mood-Technik die Stimmung der Szene. Nicht die Handlung einer Szene, sondern die Gefühle und Emotionen der Darsteller werden durch die Mood-Technik musikalisch unterstützt.
Leitmotivtechnik/ Kennmelodie
Die Leitmotivtechnik stammt aus der Opernmusik und wurde durch musikalische Märchen wie „Peter und der Wolf“ (Sergei Prokofjew) bekannt.
Bei dieser Technik wird jedem Filmcharakter ein eigenes Melodiemotiv zugeordnet, das als Erkennungsmelodie dient. Tritt eine Figur auf, wird die passende Musik gespielt.
Anmerkung: Neben den hier genannten Techniken gibt es natürlich noch andere Methoden, die Wirkung eines Filmes zu unterstreichen. Es hätte aber die Rahmenbedingungen dieser Arbeit gesprengt, alle Techniken hier aufzuführen. Deshalb wurden hier nur die wichtigsten Techniken genannt.
4. Formen von FilmmusikMit den oben genannten Techniken der Filmmusik werden verschiedene Wirkungen einer Filmszene erzielt. Eine Szene kann durch verschiedene Musik unterschiedliche Facetten bekommen, ein Komponist kann beispielsweise einen Sonnenuntergang am Meer durch Musik melancholisch, geheimnisvoll oder euphorisch gestalten. Die Formen von Filmmusiken werden nach Pauli definiert durch die Begriffe „polarisierend“, „parapharasierend“ und „kontrapunktierend“. Die verschiedenen Formen werden durch die Techniken der Filmmusik (siehe oben) erzeugt und unterstützt.
Polarisierende Filmmusik
Die polarisierende Filmmusik wird in inhaltlich „neutralen“ Szenen oft verwendet. Sie soll dem Zuschauer helfen, die Szene richtig einzuordnen und zu interpretieren. Geht zum Beispiel ein schwarz gekleideter Mann durch eine dunkle Straße, hilft die polarisierende Filmmusik, zu entscheiden, ob er Gutes oder Böses im Sinn hat.
Paraphrasierende Filmmusik
Die paraphrasierende Filmmusik ist nur dazu da, eine Szene zu unterstützen. Hierbei ist die Szene eindeutig in die Handlung einzuordnen und wird durch die Musik nur unterstützt. Sie wird oft verwendet, wenn der Zuschauer alle Charaktere und deren Seite kennt.
Kontrapunktierende Filmmusik
Die kontrapunktierende Filmmusik steht im totalen Gegensatz zur Handlung einer Szene (Bsp. Ein romantischer Kuss-schrille Musik). Sie gibt dem Zuschauer eine Vorahnung, was als nächstes passieren könnte und verleiht der Szene eine besondere Wirkung.
Eine gute Filmmusik zu schreiben ist oft schwieriger, als ein Konzertstück oder eine Symphonie zu schreiben. Die Filmmusik darf sich nicht in den Vordergrund des Filmes drängen, muss den Film aber optimal unterstützen. Zu den meisten erfolgreichen Filmen gibt es auch erfolgreiche Filmmusiken. Die Komponisten der Filme „Star Wars“, „Herr der Ringe“ und „The Rock“ sollen hier kurz vorgestellt werden.
Howard Shore
Howard Shore – Komponist des Erfolgsfilms „Herr der Ringe“ – wurde am 18.Oktober 1946 in Toronto/Kanada geboren. Er ist Dirigent, Komponist und dreifacher Oscargewinner. Neben „Herr der Ringe“ schrieb der Komponist, der an der Berkley School of Music in Boston studierte, die Filmmusiken für „Das Schweigen der Lämmer“, „Philadelphia“, „Ed Wood“, „Sieben“, „Panic Room“ und „The Aviator“.
In „Herr der Ringe“ komponiert Howard Shore mit einer ausgefeilten Leitmotivtechnik, für die er sich zuvor mit Richard Wagner’s Oper „Das Rheingold“ befasst hatte.
Hans Zimmer
Mit dem Film „The Rock“ gelang Hans Zimmer 1996 der Durchbruch im Filmmusikgeschäft. Zuvor hatte der Komponist (*12.September 1957) schon zahlreiche andere Filme musikalisch unterstützt. Der aus Frankfurt stammende Komponist wurde schon für zahlreiche Preise nominiert und hat einen Stern auf dem Walk of fame. Bis heute hat er für über 100 Kinofilme komponiert, unter anderem die Erfolgsfilme „Inception“, „Gladiator“ oder „Mission Impossible II“.
John Williams
John Williams (*8. Februar 1932), ein musikalisches Wunderkind, das seit seinem siebten Lebensjahr Klavier, Trompete, Posaune und Klarinette spielte, komponierte 1977 die Filmmusik zum Kinofilm „Star Wars“. Neben den Filmmusiken zu „Indiana Jones“ oder „Schindlers Liste“, schrieb Williams auch klassische Musik.Wie er seine Beziehung zur Filmmusik sieht, zeigt folgendes Zitat:
„Doch Filmmusik ist für mich schon immer ein wunderbares Ausdrucksmittel gewesen, und ich meine, trotz aller Beschwerden, die uns Musikleuten verursacht, erlaubt sie uns, unser Bestes zu leisten, wenn wir unser Bestes geben und sie nicht als musikalisches Stiefkind ansehen.“ (John Williams)