a) Wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedingungen
– Auseinandersetzung mit den unmittelbaren Kriegsfolgen –> Schaffung von Nahrungsgrundlagen
– Beseitigung der Wohnungsnot, Absicherung von Arbeitskräften
– Wirtschaftliche Notsituation durch hohe Reparationsleistungen und Demontage funktionierender Fabriken
– Rohstoffmangel
– Übernahme der wirtschaftlichen Führungsrolle durch die alliierten Siegermächte
– Schaffung einer eigenen Währung in den westlichen Besatzungszonen 1948
– Entstehung zweier deutscher Staaten mit unterschiedlicher politischer Ausrichtung 1949

b) Bezug zum Design
– Deutschland war durch die Zeit der Nazi-Herrschaft von der internationalen
Designentwicklung abgeschnitten und in provinzielle Biederkeit versunken
– Bauhausvertreter waren emigriert und die Industrie war durch den Krieg zerstört oder demontiert
– Die Möbelindustrie war, wie andere Industriezweige auch auf Improvisation angewiesen
– Zunächst mussten die grundlegenden Bedürfnisse befriedigt werden
– Viele der Möbelhersteller waren froh, wenn sie sich an alte Pläne und Vorlagen halten konnten
– Doch die schweren Polstermöbel und Buffets der Vorkriegszeit waren für die neue Situation völlig unpassend
– Der Krieg hatte über 5Mio Wohnungen zerstört, und die vordringlichen Gestaltungsaufgaben lagen jetzt in der Einrichtung von Kleinstwohnungen mit leichten, variablen und multifunktionalen Möbeln
– Hergestellt mit geringen Material- und Kostenaufwand

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BRD:

Vorraussetzungen:

– Förderung der Wirtschaft durch den Marshall-Plan (1,5Mrd. Dollar bis 1952)
– Relativ zügige Entwicklung der Industrie durch Reaktivierung des deutschen Großkapitals
– 1949 fand organisiert vom deutschen Werkbund eine Ausstellung statt, die sich mit diesen neuen Aufgaben beschäftigte und preiswerte, variable und einfache Lösungen für die Einrichtung propagierten:
– praktische Klapp. Und Schrankbetten, zerlegbare Schränke und leichte Stühle für Einzimmerwohnungen
– Ab Mitte der 50er Jahre, als im Zuge des Wirtschaftswunders auch wieder ein wachsendes Repräsentationsbedürfnis bestand, das erneut mit pseudohistorischen Möbeln befriedigt wurde, verschwanden die praktischen, einfachen Möbel jedoch zumindest aus der oberen sozialen Schicht
– die Schnelllebigkeit der Produkte förderte Produktionsleistung (Wirtschaftswunder)

Das widersprüchliche Jahrzehnt:

Die 50er Jahre waren in Deutschland nicht nur die Zeit der der Swining Fifties, sondern ein sehr widersprüchliches Jahrzehnt zwischen Kontinuität und Neubeginn, zwischen „Gelsenkirchener Barock“, Nierentisch und Neofunktionalismus

Gelsenkirchener Barock:
– bezeichnet eine Form der Wohnkultur vor allem der 1950er Jahre in Deutschland
– Nach den Entbehrungen der Kriegs- und Nachkriegsjahre sorgte das aufkeimende deutsche Wirtschaftswunder in vielen Familien für einen bescheidenen Wohlstand.
– Dieser Wohlstand und der Wunsch nach Geborgenheit in den eigenen vier Wänden drückte sich vor allem in den von Krieg und Zerstörung betroffenen Gebieten an Rhein und Ruhr in einem altbackenen Möbelstil aus, mit Plüsch und Rüschen, mit gerundeten Möbel-Konturen und aufgesetzten Zierprofilen.
– In Anlehnung an den ausladenden Formenreichtum des Barock und die eher rustikale, von Kohle und Stahlindustrie geprägte Ruhrgebiets-Großstadt Gelsenkirchen wurde dieser verspielte Wohnstil als „Gelsenkirchener Barock“ bezeichnet.
– Ihre Anfänge hat diese Möbelkultur in den 1930er Jahren, als nach dem funktionalen Stil der Bauhausperiode versucht wurde, durch die Verwendung eines überschwänglichen und ornamentreichen Designs Gemütlichkeit zu erzeugen und Werte vorzuspielen.

Organic Design:

1.Vorgeschichte:
– Klärung des Begriffs Avantgarde (Im übertragenen Sinn werden unter „Avantgarde“ politische und künstlerische Bewegungen zumeist des 20. Jahrhunderts verstanden, die eine starke Orientierung an der Idee des Fortschritts gemeinsam haben und sich durch besondere Radikalität auszeichnen)
– Das Museum of Modern Art in New York veranstaltete 1941 mit Unterstützung des Kaufhauses Bloomingdales einen Wettbewerb unter dem Titel „Organic Design in Home Furnishings“, bei dem zeitgemäß neue Formen für Einrichtungsgegenstände, Stoffe etc. gefunden werden sollten
– Ablehnung von geometrischen Formen des Funktionalismus
– Ziel des Wettbewerbs: beschwingte leichte Linie mit Bezug zum menschlichen Körper
– Den Preis erhielten E. Saarinen und C. Eames mit ihren organisch geschwungenen Schalensessel aus Holz, der Schönheit und Bequemlichkeit verband
– Sie arbeiten mit Materialien wie Polyester, Aluminium und Sperrholz
– Produziert wurden ihre Möbel aber erst nach 1945, als die Kriegsbedingte Materialknappheit beendet war und als mit neuen Techniken der Holz-, und Kunststoffverarbeitung , weiche, geschwungene Formen möglich wurden
– die Firmen Hermann Miller und Knoll halfen vielen Entwürfen in die industrielle Serienfertigung
– Miller und Knoll wurden in der darauffolgenden Zeit zu den international bedeutendsten Produzenten für moderne Möbel

2. Nierentisch und Resopal

– die organischen Formen aus den USA fanden auch in Deutschland begeisterte Aufnahme
– die Firmen Miller und Knoll standen für die Gute Form
–> sanft modellierte Sitzschalen aus Holz, bunte Kunststoffstühle aus Polyesterharz, leicht wirkende Tulpenstühle, natürlich einbeinig, Ameisenstuhl und Drahtstuhl in ergonomischen Schwung
–> rechtwinklige Geometrie der Funktionalisten ist einer neuen Weichheit gewichen
–> Werkstoffe wie Drahtglas, schichtverleimtes Holz, Kunststoffe von intensiver Farbigkeit, gestanztes und gelochtes Blech ziehen in das anspruchsvoll moderne Bürgerhaus ein
– der neue Stil versprach vielen einen wirklichen Neuanfang, eine neue ästhetische Orientierung , die es leichter machte, die Vergangenheit ohne schmerzhafte Auseinandersetzungen zu verdrängen
– das leben war jetzt bunt, optimistisch und voller Aufbruchstimmung
– es herrschte eine Euphorie des Wachstums
– in dieser Situation war ein neuer Stil willkommen, um die Nachfrage wieder anzukurbeln
– Die Stromlinienform wurde als Zeichen für Dynamik und Fortschritt auf alle beliebigen Gegenstände, vom Kinderwagen bis zum Staubsauger, übertragen
– Diese frei beschwingten Formen galten als Ausdruck des neuen Lebensgefühls
– Neue Materialien und eine bis dahin ungewohnte Farbigkeit hielten Einzug in manches deutsches Wohnzimmer (starke Farbigkeit)
– Neben auffällig gemusterten Tapeten, Vorhangstoffen und Cocktailsesseln waren es mit Resopal beschichtete Blumenbänke und andere Einzelmöbel, die die moderne Einstellung ihres Benutzers zeigten (–>auffällige Musterung)
– der Nierentisch wurde zum Symbol einer Epoche
– die Formen für Videokameras oder Fotoapparate, die oft wie gekneteter Teig aussehen, wirken höchst asymmetrisch, und sind sehr stark sinnlich aufgeladen
– dabei wird deutlich das man Symmetrie und rechte Winkel verzichtet

DDR

„Das die Parteispitze nur Waren aus dem Westen bezog und unser Land dabei vollständig umging, das war keinem klar“
–> musste der neue SED-Vorsitzende Gregor Gysi am 8.12.1989 einem ZDF-
Korrespondenten gestehen

„ Der Sozialismus bietet die Gewähr, dass die Menschen sich ihr Leben in Zweckmäßigkeit und Schönheit einrichten können“
–> Kelm, Martin

– Strikte Trennung von Produkten auf dem Binnenmarkt und für den Export
– Export: –> die Produkte für den sind gut gestaltet und Konkurrenz fähig auf den
Auslandsmärkten
–> zu diesen Produkten zählen labortechnische Geräte, feinmechanische
Anlagen, optisches Zubehör und Werkzeugmaschinen
– Binnenmarkt: –> keine Konkurrenz der Produkte ( meist für ein Erzeugnis nur ein
Anbieter)
–> Einfallslosigkeit der Namen Bsp. Zigarillos heißen „Sprachlos“
–>DDR- Produkte verkörpern keinen Wohlstand
–> DDR-Produkte wirken schäbig
–> Produkte haben oft eine banal- wirkende- geometrische Grundform
–> DDR-Geräte wirken hölzern, eckig, ein wenig, als ob sie mit dem Handlineal zu Hause entworfen wären und nicht von professionellen Gestaltern
–> jede Firma die für den Export produzierte, musste jedoch auch
Konsumgüter für den eigenen Binnenmarkt erstellen

3 Seelen wohnen in der Brust des DDR- Konsumenten

1. Seele
Die Werbewelt des Westfernsehens

2. Seele
Alltagserfahrung in der Produktion von hochwertigen Investitionsgütern für den Weltmarkt
3. Seele
die bizarr andere Welt des Warenangebotsie auf dem Ost- Konsumgütermarkt

Chemie bringt Schönheit/Plastik:

– in der DDR hieß Plastik „Plast“
– das charakteristische Plastdesign der DDR, vom Eimer bis zum PKW Trabant mit seiner Kunststoffkarosserie geht in weiten Teilen auf die Chemiekonferenz von 1958 zurück
– es wurde beschloss, dass die DDR zum „Finalproduzenten“ des russischen Erdöls werden sollte, um den gesamten Ostblock mit Plastprodukten zu versorgen
– Vom Plastik sagte der italienische Designer Allessandro Mendini, dass es die Grenzen zwischen Echtem und Unechtem am meisten verwischt und aufgrund seiner Identitätslosigkeit unendlich viele Gestalten annehmen kann
– Dieses identitätslose Material wurde zum Zeichen einer zunehmend identitätslosen Gesellschaft
– „Plastik ist vermutlich mehr als jedes andere Material genau das, was der Designer aus ihm macht“
– besonders charakteristisch an den Plastikentwürfen ist, dass sie sich durch absolute Glätte auszeichnen
– Plastik war zu dem unendlich verformbar, widerstandfähig und billig

Produktkulturelle Entwicklung:

– die ästhetische Gestalt der Konsumgüter wird in den meisten Teilen eingefroren und vernachlässigt
– das Konsumgüterdesign bewegte sich wie in Zeitlupe neben der rasenden Gestaltungsdynamik im Westen
– planmäßig kontrolliertes Gestalten durch starke Institutionalisierung
– bewusstseinverändernde, geschmacksbildende Erziehung angestrebt
Mart Stam proklamierte bei seiner Antrittsrede als Rektor der Akademie der Künste
und der Hochschule für Werkkunst in Dresden: „ durch eine Hebung des kulturellen
Niveaus, des künstlerischen und qualitativen Niveaus der Gegenstände des täglichen
Bedarfs wird das Empfinden aller eine wohltuende Wirkung erfahren. Nur so…
werden wir eine bewusstseinverändernde, geschmacksbildende kulturelle Erziehung
der Allgemeinheit, der breiten werktätigen Schichten, der Arbeiter und Bauern
erzielen.“
–>Schaffung eines neues Bewusstseins
–>Rationalisierung und Standardisierung als gestalterisches Grundprinzip
– Ornament als wichtigstes Mittel zur nationalen Differenzierung und Zugeständnis an den Geschmack breiter Bevölkerungsschichten
–>Walter Heisig: „ Ein Besteck ohne Ornament ist Formalismus“
–> Formalismus (allgemein eine Betonung der äußeren Form unter Vernachlässigung
des Inhalts einer Sache)war sozialismusfeindlich
-> der sogenannte Formalismus in der Kunst und Architektur eine „volksfremde und
volksfeindliche Strömung“ war, eine „Waffe“ des Imperialismus
– vielmehr wurde staatlicherseits eine Rückerinnerung an die Werte der Heimatkunst gefordert
– in der DDR galt: „Ornamente, Webmuster und Dekore sind neben der Sprache ein wichtiges Mittel zur nationalen Differenzierung“
– durch die Ornamente sollte das Produkt auch volksnah wirken
– es ging um gesellschaftliche Kontrolle sämtlicher ästhetischer Entscheidungen
– man wollte die Entscheidung nicht dem einzelnen überlassen, bestand doch die Gefahr, dass zufällig sozialismusfeindliche Kombinationen und Formen entstanden
– in der DDR beabsichtigte man jedoch, den Nutzern erst gar keine Chance zu geben sich kreativ zu betätigen, denn Individualität bringt Unordnung und entzieht sich der gesellschaftlichen Kontrolle
– Ablehnung des Funktionalismus
– vom Staat wurde ein leicht ornamentierter pseudofunktionaler Industriestil gefördert
– Ausführung von Designentwürfen in minderer Qualität
– Betrachtung der jeweiligen Beziehung des Produktes zur Umwelt
– Die Produkte, die wie Chamäleons die entsprechenden Warenprodukte am treffendsten imitierten, waren die Renner im Sortiment

Westen
– Konsumgütermarkt ist übersättigt
– freier Wettbewerb
–> freie Konkurrenz von unzähligen, fast identischen Produkten auf dem freien Markt
–> Notwendigkeit zur Produktdifferenzierung

Osten
– keine gestalterischen Spuren

Betrachtet man die Produktverpackungen aus der DDR, spürt man, dass hier, viel stärker als noch im Produktdesign, eine ganz andere Sprache gesprochen wird

Eine neue Form des Designs ist das Webdesign

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Design
Wissen verdoppelt sich, wenn man es teilt.
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