Bitte beachtet bei dieser Hausaufgabe auch die Fußnoten. Wörter die fett gedruckt sind (und dabei nicht unterstrichen) besitzen eine Wörterklärung am Ende der Hausaufgabe.
Domi und Lexa treffen sich auf dem Marktplatz
Lexa: Schau mal, wie sie alle wirtschaften, hier auf dem Markt. Jeder will das Beste für sich rausholen.
Domi: Ach, bleib mir weg mit Wirtschaft. Was die Manager heutzutage alles verdienen und trotzdem die Welt in die Krise stürzen. Wenn selbst die nicht verstehen, was sie machen, wie soll unsereiner da noch mitkommen? Ne ne Lexa, wirtschaften ist nichts für mich.
Lexa (lacht): Aber du wirtschaftest doch den ganzen Tag. Wirtschaften heißt nichts anderes als seine Bedürfnisse befriedigen.
Domi: Wie, so einfach? Das würde ja bedeuten, dass sogar Tiere wirtschaften.
Lexa: Richtig! Jedes Lebewesen wirtschaftet, ob bewusst oder unbewusst. Tiere wirtschaften allerdings noch recht primitiv. Wenn die Arbeitsteilung noch nicht sehr ausgeprägt ist, wie bei Tieren, spricht man von Subsistenzwirtschaft. Vor der Entwicklung der ersten Hochkulturen und als die meisten Menschen noch Bauern waren, waren alle Gesellschaften in Europa (und in der übrigen Welt) weitgehend als Subsistenzwirtschaften organisiert. Jeder hat das produziert, was er auch verbraucht hat. Die Menschen trieben damals weniger Handel. Da sie den ganzen Tag damit beschäftigt waren, Nahrungsmittel zu produzieren, hatten sie weder Zeit noch Geld für andere Güter außer Nahrung.
Domi: Das ist ja schrecklich. Die arbeiteten also nur, um sich am Leben zu erhalten. Sie hielten sich am Leben, um zu arbeiten, um zu leben…
Lexa: Nun ja; ganz so schlimm war es wohl auch nicht, natürlich kannte man auch damals Vergnügungen. Es gab allerdings kaum Luxusgüter, und so eine „Spaßgesellschaft“, wie wir sie heute haben, kann man sich tatsächlich nur in einer hoch-arbeitsteiligen und technisierten Welt wie der unseren vorstellen.
Domi: Okay, ich gehe also auf den Markt, um meine Bedürfnisse zu befriedigen, meinen Hunger zu stillen. Was gibt es denn da noch für Bedürfnisse, zu deren Stillung ich wirtschaften muss?
Lexa: Neben unseren Grundbedürfnissen wie Essen, Trinken und Schlafen, gibt es zum Beispiel Sicherheits- und soziale Bedürfnisse.
Dein Sicherheitsbedürfnis wird befriedigt durch die Immobilie, in der du lebst, aber zum Beispiel auch vom Staat, der dich beschützt vor Verbrechern und Kriegen. Hier und bei den sozialen Bedürfnissen, zu denen zum Beispiel Freunde gehören, ist der Markt viel komplexer und nicht so übersichtlich wie der Wochenmarkt und andere Gütermärkte. Doch auch hier gibt es Märkte, die die Verteilung der Güter (im Fall der sozialen Bedürfnisse ist zum Beispiel Freundschaft ein Gut) regeln. Alle Güter (natürlich auch Luxusgüter, derer wir weniger bedürfen) werden also auf Märkten gehandelt.
Domi: Ach ja, das mit Angebot und Nachfrage.
Lexa: Genau. Der Markt ist der Ort, an dem Angebot und Nachfrage zusammentreffen und den Preis für ein Gut bilden. Merk dir diesen Satz und verstehe ihn! Das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage ist also ein Mechanismus, dessen Ergebnis der Preis ist. Der Preis wiederum ist für jedes Wirtschaftssubjekt ein Anzeiger für die Knappheit des jeweiligen Guts. Wenn zum Beispiel ein hohes Angebot an Brot besteht, also ganz viele Bauern ganz viel Getreide geerntet, Müller dieses zu ganz viel Mehl gemahlen und Bäcker daraus ganz viel Brot gebacken haben, gleichzeitig aber die Menschen lieber französisches Baguette essen möchten, also die Nachfrage an Brot niedrig ist – entsteht dann ein hoher oder ein niedriger Preis?
Domi: Ein niedriger natürlich. Es ist schließlich ganz viel Brot da und irgendwie müssen die Bäcker das ja loswerden, damit es nicht schlecht wird und sie gar nichts daran verdienen.
Lexa: Richtig, die Bäcker verscherbeln im Extremfall das Brot. Hohes Angebot und gleichzeitig niedrige Nachfrage erzeugen also einen niedrigen Preis. Umgekehrt sorgt ein niedriges Angebot bei gleichzeitig hoher Nachfrage für einen hohen Preis, weil ganz viele Konsumenten sich um ganz wenig Brot ranken. Im ersten Fall übrigens konkurrieren die Bäcker (Produzenten) um den Kunden (Konsumenten), im zweiten Fall konkurrieren die Konsumenten um das Brot, also das Produkt.
Domi: Ich merke schon, was du mir sagen willst, Lexa: Märkte und Wirtschaften bestimmen unser Leben. Vom Wochenmarkt, über den Arbeits- und Immobilienmarkt, bis zu jedem Markt für Güter und Dienstleistungen – und das sind ja nur die wirtschaftlichen Märkte – wir sind jeden Tag mit Märkten konfrontiert, und – wir wirtschaften jeden Tag.
Lexa: Ja genau; zum Beispiel wirtschaftest du auch, wenn du haushältst, also schaust: Wie viel Geld habe ich zur Verfügung und was will ich mir damit kaufen? Wie kommt neues Geld in meine Haushaltskasse? usw.
Domi: Gut, aber das ist doch nicht alles! Wenn ich den Wirtschaftsteil einer Zeitung aufschlage, verstehe ich nur Bahnhof, und das wird sich auch nicht ändern, nur weil ich weiß, dass Wirtschaft Bedürfnisse befriedigt.
Lexa: Das stimmt. Doch jetzt hast du das Grundwissen: Wirtschaften heißt die Bedürfnisbefriedigung organisieren. Und du bist sogar schon einen Schritt weiter. Wir müssten uns als nächstes nämlich fragen, wie wir unsere Bedürfnisbefriedigung organisieren. Wie sprechen wir uns ab? Wie kann ich sichergehen, dass die paar Bauern genug Getreide ernten, dass es genug Müller und Bäcker gibt, die für Mehl und Brot sorgen und dass ich satt werde, während ich selbst den ganzen Tag zum Beispiel als Frisör Haare schneide? Wie organisieren wir, dass es immer genug Schuhe, Schulhefte und Klopapier gibt?
Domi (überlegt): Hmmm…Wir könnten eine riesige Telefonzentrale aufbauen, bei der alle melden, was sie produzieren und was sie brauchen.
Aber Moment mal! So etwas haben wir ja gar nicht. Ich rufe ja nirgendwo an und gebe meine Einkaufsliste durch. Das wäre ja auch schrecklich viel Arbeit. Ja Lexa, wie läuft das denn? Jetzt hast du mich richtig neugierig gemacht.
Lexa: Eine nette Idee, das mit der Zentrale. Und tatsächlich war diese Idee verwirklicht in den sozialistischen Ländern des Sowjetblocks, also auch in der DDR. Eine solche Wirtschaftsordnung nennt man Zentralverwaltungswirtschaft oder Planwirtschaft. Alles wird zentral geplant, und die Zentrale bestimmt tatsächlich, welche Produkte von wem zu welcher Zahl produziert werden. Die Zentrale ist nichts anderes als der Staat, dem alle Produktionsmittel gehören.
Es gibt allerdings noch eine weitere Möglichkeit, die Wirtschaft zu ordnen, und diese ist bei uns verwirklicht. Du wirst es mir kaum glauben, Domi, aber wir haben heute schon ausführlich über den Mechanismus geredet, der in der Marktwirtschaft, so heißt die alternative Wirtschaftsordnung, über den Preis als Signal für alle Wirtschaftssubjekte und über das Verhältnis von Angebot zu Nachfrage, die Konkurrenz, alle diese Fragen regelt, die ich vorhin stellte. Der Markt sorgt bei uns dafür, dass wir genug Brot, Schuhe, Schulhefte und Klopapier haben, er regelt, dass alles da hinkommt, wo es hin soll. Und er regelt das alles ziemlich gut. Der Kalte Krieg vom Ende des zweiten Weltkriegs 1945 bis zum Fall des Eisernen Vorhangs 1989 war nicht nur ein militärischer Aufrüstungswettbewerb und Kulturkampf zwischen westlicher und sozialistischer Tradition, er war auch eine Auseinandersetzung um das bessere Wirtschaftssystem! Damals stach der westliche Kapitalismus – dahinter steckt die Marktwirtschaft – den sowjetischen Sozialismus – Planwirtschaft – aus, und die sowjetische Wirtschaft wurde immer schwächer.
Domi: Ja, aber wie macht der Markt das denn? Bei dir klingt das so einfach, aber ich versteh’s trotzdem nicht.
Lexa: Na ja, ganz so einfach ist das auch nicht. Und es ist auch stark vereinfacht, alles dem Markt zuzuschieben. Da gibt es zum Beispiel noch den menschlichen Egoismus als Motor der Wirtschaft. Der Bauer bestellt ja nicht sein Feld, damit alle etwas zu essen haben, sondern damit er und seine Familie etwas zu essen haben beziehungsweise Geld verdienen. Nach dem englischen Ökonomen Adam Smith entsteht in der Marktwirtschaft auf geradezu magische Weise aus den ganzen individuellen Egoismen der Bürger ein Gemeinwohl.
Domi: Ganz ohne den Staat also?
Lexa: Nach Smith ja. Der Staat solle sich nicht in ökonomische Angelegenheiten einmischen. Diese Einstellung nennt man auch Liberalismus. Sie lebt heute in der FDP weiter, allerdings nicht im radikalen ursprünglichen Maße.
Domi: Und wie ist das jetzt bei uns? Ich kann mir immer noch nicht vorstellen, wie der Markt zum Beispiel auch für Gerechtigkeit sorgt. Da setzt sich doch immer der Stärkere durch, oder? Der mit der größeren Kaufkraft.
Lexa: Eins nach dem anderen, Domi. Die Frage der sozialen Gerechtigkeit ist noch mal eine für sich. Zunächst: Wie organisiert der Markt die Wirtschaft? Wie sorgt er dafür, dass immer genug Brot da ist? Stellen wir uns doch mal vor, es gibt plötzlich sehr wenig Brot, aber die Leute wollen gerne mehr Brot. Was wird passieren?
Domi: Das Angebot ist niedrig, die Nachfrage hoch. Der Preis für Brot steigt also.
Lexa: Ganz genau! Und der höhere Brotpreis macht es für noch mehr Leute attraktiv, Bäcker zu werden. Oder Müller (denn der Mehlpreis steigt natürlich entsprechend mit), oder Bauer. Was ist die Folge?
Domi: Ach so, jetzt verstehe ich. Die Folge ist, dass es wieder mehr Brot gibt; der Preis sinkt also wieder, weil das Angebot der Nachfrage nachkommt.
Lexa: Ich sehe schon, du verstehst. Der Preis pendelt sich also immer wieder ein. So sorgt der Markt dafür, dass immer genug Brot und andere Waren und Dienstleistungen da sind. Wenn nämlich umgekehrt irgendwann ein höheres Angebot herrscht als Nachfrage, dann konkurrieren die Bäcker hart um die wenigen Kunden und senken die Preise. Wir hatten das eben schon. Was wird als nächstes passieren?
Domi: Manche Bäcker werden den Konkurrenzkampf nicht mehr mitmachen können und aufgeben. Also sinkt das Angebot an Brot wieder, gleicht sich der Nachfrage an und der Preis reguliert sich. Das ist ja so schön logisch!
Lexa: Ja, und irgendwie immer das Gleiche, glaube mir. Musst nur ein Gespür dafür entwickeln, dann erkennst du die Muster der Wirtschaft.
Domi: Ich glaube dir. Wie ist das aber jetzt mit der Gerechtigkeit? Wenn zum Beispiel ein Arbeitnehmer entlassen wird, und aufgrund der prekären Arbeitsmarktlage keinen neuen Arbeitsplatz findet – es gibt ein zu großes Angebot an Arbeitskraft als von den Unternehmen nachgefragt – dann lassen wir den doch nicht verhungern!
Lexa: Natürlich nicht! Wir haben bestimmte Werte in unserer Gesellschaft und dazu gehört auch, dass wir niemanden verhungern lassen. Der Markt allein kann nicht dafür sorgen, dass diese Werte zur Geltung kommen, da hast du ganz Recht. Deshalb haben sich auch die kapitalistischen Länder dazu entschlossen, dass der Staat sich in die Wirtschaft einmischen soll. Vor allem wir in Deutschland haben keine Freie Marktwirtschaft, in der dem Markt freie Hand gelassen wird, sondern wir haben eine betont Soziale Marktwirtschaft, die sich zwar um den Markt dreht, in der der Markt allerdings eingeschränkt wird durch den Staat. Der Staat setzt soziale Standards durch, zum Beispiel im Zuge der Sozialversicherungen, er führt eine monetäre Umverteilung durch, indem er Steuern erhebt, vor allem von Wohlhabenden und diese fürs Gemeinwohl und für die Armen ausgibt.
Domi: Also ist der unsere ein Mittelweg zwischen Kapitalismus und Sozialismus, zwischen Markt- und Planwirtschaft.
Lexa: Ja, aber mit eindeutiger Tendenz zu Kapitalismus und Marktwirtschaft. Auf unsere deutsche soziale Marktwirtschaft können wir besonders stolz sein.
Domi: Schön, ich will noch einmal zusammenfassen, was ich bisher gelernt habe, hier auf dem Wochenmarkt. Jeder Mensch hat Bedürfnisse. Wirtschaften heißt diese Bedürfnisse mit (knappen) Gütern befriedigen. Die Art und Weise, auf die dies geschieht beziehungsweise organisiert und geregelt wird, heißt Wirtschaftsordnung oder Wirtschaftssystem.
Lexa: Stimmt. Im Laufe der Geschichte haben sich vor allem die Markt- und die Planwirtschaft als Wirtschaftssysteme ergeben, die Marktwirtschaft ist mittlerweile fast weltweit durchgesetzt. Hier regelt der Markt die Verteilung der und Versorgung mit Gütern. Da die westlichen Gesellschaften auch eine lange Wertetradition haben, die auf die griechische Antike, das Christentum, Humanismus und Aufklärung zurückgeht, wird dem Markt allerdings nicht völlige Freiheit gelassen, sondern er wird durch den Staat eingeschränkt und in bestimmte Bahnen gelenkt.
Domi: Jetzt haben wir so lange geredet, dass meine Lieblings-Birnen fast alle weg sind. Zwei Stunden nach Markteröffnung sind die immer alle. Dem Händler sollte mal jemand die Sache mit Angebot, Nachfrage und Preis erklären…
Existenzgründer Portal Arbeitsteilung: Spezialisierung der Arbeit, urspr. nach der Fähigkeit. Während zum Beispiel früher ein Schmied (groß und kräftig) für die Herstellung eines Pfluges zuständig war, wird die Arbeit heute von vielen Facharbeitern, Fließbandarbeiten und Maschinen verrichtet, die jeweils einen speziellen Prozess, einen kleinen Teil der Produktion verrichten.
Subsistenzwirtschaft: Wirtschaftsordnung, in der jede Familie weitgehend unabhängig und umfassend ihr Überleben sichert.
wirtschaftliches Gut: (materielle) Ware oder (immaterielle) Dienstleistung; Wirtschaftsobjekt, mit dem auf Markt gehandelt wird.
Luxusgut: Gut, das nicht essentiell bzw. notwendig ist und das man sich zulegt, wenn die prioritären Bedürfnisse befriedigt sind.
Immobilie (lat. im-mobilis: unbeweglich): „unbewegliche Sache“, Haus bzw. Grundstück (vgl. Möbel: lbst-bewegt)
Wirtschaftssubjekt: wirtschaftlich tätige Person oder Vereinigung (Konsument, Unternehmen, Staat …)
Knappheit: Fast alle wirtsch. Güter sind knapp, d.h. sie sind begrenzt, nicht unendlich verfügbar. Diese Knappheit ist überhaupt dafür verantwortlich, dass wir wirtschaften müssen!!
immaterielles Gut (engl. service): z.B. Bildung, Verwaltung, Prostitution, Verkauf
Haushalt, privater/öffentlicher: zentrale Geldverwaltungseinheit, die Einnahmen und Ausgabe regelt und auszugleichen versucht; priv. H. einer Familie, öff. H. eines Staates
Produktionsmittel: Alle Mittel, die zur Produktion notwendig sind, z.B.: Gebäude, Maschinen, Werkzeuge
Eiserner Vorhang: So wurde die Grenze (materiell – z.B. Berliner Mauer – und immateriell, weltanschaulich) zwischen dem Ostblock und der westlichen Welt während des Kalten Krieges genannt
Ökonomie: anderes Wort für Wirtschaft (gr. oikos: Haus, nomos: Gesetz – Gesetze des Hauses i.S.v. Ordnung des Haushaltens)
Adam Smith: 1723-1790: Britischer Ökonom, Begründer des Wirtschafts-Liberalismus
Liberalismus (lat. liber: frei): freiheitliche Einstellung, z.B. in Wirtschafts- politischen oder gesellschaftl. Fragen
Sozialversicherungen: soziales Auffangnetz eines Staates: I. Dtl.: Renten-, Kranken-, Arbeitslosen-, Unfall- und Pflegeversicherung
monetär: das Geld betreffend (lat. moneta: Münze; vgl. engl. money)
Die antike griech. Philosophie (ca. 600-300 v. Chr.)legte die Grundsteine des heutigen Menschenbildes (z.B. Platon, Aristoteles)
Die Idee der Nächstenliebe des Neuen Testaments schlägt bis heute auch in nichtchristlichen Kreisen durch.
Der Humanismus ist die Jahrhunderte durchziehende Weltanschauung der westlichen Welt, die den Mensch in den Mittelpunkt stellt und ihm eine Würde zuteilt.
In der Aufklärung (17./18. Jh.) wurde der Mensch vor allem aufgrund seines Verstandes hervor- und herausgehoben.