Die drei Golfkriege

1.Erster Golfkrieg (Iran ~ Irak: 1980 bis 1988)

a)Zustande kommen des Krieges

Streit um die Vorherrschaft im Persischen Golf.
Befürchtungen, dass das im Iran gegründete islamistische Regime in den Irak wechselt.
Ein Krieg für Saddam Husseins Machtsicherung nach innen.
Geschwächte iranische Armee (Islamische Revolution)
Militärische und finanzielle Unterstützung v.a. durch den Westen (USA), Sowjetunion und auch das spätere Opfer Kuwait.

a)Verlauf des Krieges

22. September 1980 griffen 100.000 irakische Soldaten den Iran an.
Nach Geländegewinn für den Irak entstand ein Stellungskrieg wie im Ersten Weltkrieg.
Saddam bot dem Iran bereits 1980 und 1982 einen Waffenstillstand an.
Raketenangriffe auf gegnerische Städte, Öltanker und Förderanlagen zeichneten den Krieg.
Trotz großer ausländischer militärischer Unterstützung für den Irak endete der Krieg erst am 20. August 1988 mit einem Waffenstillstandsabkommen.

a)Folgen des Krieges

Auf beiden Seiten starben 300000 – 500000 Menschen.
Der Irak wandelt sich vom fast Industriestaat zu einem wirtschaftlichen Desaster.
Saddam Hussein konnte jede Opposition im Innern wegen des Kriegszustandes ausschalten.
Die Armee war mit westlichen Waffen ausgerüstet und galt 1988 als die viertgrößte Armee der Welt. → spätere Bedrohung für den Westen!

1.Zweiter Golfkrieg (Irak ~ US-geführte Militärkoalition: 1990 bis 1991)

a)Ursachen für den Angriff auf Kuwait

Streit um kuwaitische Ölbohrungen, die angeblich unter der Grenze zu Ungunsten des Irak durchgeführt worden waren. (Äußerer Anlass)
Saddam Hussein betrachtete Kuwait als historischen Bestandteil des Irak, der durch die Briten 1921 vom Irak abgetrennt worden ist.
Der Irak ist bei Kuwait aufgrund des ersten Golfkrieges hoch verschuldet.
Lukrative Beute: Die finanziellen Rücklagen Kuwaits waren enorm (Auslandsinvestitionen über 100 Mrd. US-$) und seine Ölreserven sind ebenfalls immens.
Durch den Gewinn Kuwaits hätte sich die Küstenlinie von anfänglich 50 km verzehnfacht.

a)Einschreiten der UN

Der Irak überfiel am 2. August 1990 Kuwait und besetzte es innerhalb eines Tages.
Der UN-Sicherheitsrat forderte den Irak zum vollständigen und bedingungslosen Truppenrückzug auf, indem er Wirtschaftssanktionen verhängte und schließlich Ende November 1990 ein Ultimatum stellte.
Nach Ablauf der Frist am 15. Januar 1991 begann eine vom UN-Sicherheitsrat beauftragte Kriegsallianz unter Führung der USA das kleine Emirat zu befreien.
Die Luftangriffe begannen in der Nacht zum 16. Januar 1991. Der Bodenkrieg folgte ab dem 24. Februar, nachdem die Alliierten rund 110.000 Angriffe auf den Irak und seine Stellungen in Kuwait geflogen hatten.
Schon nach vier Tagen Bodenkampf mussten Saddam Husseins Truppen am 28. Februar kapitulieren, am 3. März wurde eine entsprechende Urkunde unterzeichnet.
Des Weiteren wurde die Trinkwasserversorgung weitflächig gezielt zerstört, was insbesondere die Zivilbevölkerung schwer leiden ließ.
Presseinformationen kamen meistens aus organisierten und kontrollierten Informationsveranstaltungen des Militärs, um politische Peinlichkeiten zu wahren.

a)Folgen des Krieges

Der zweite Golfkrieg forderte das Leben von über 100.000 irakischen Soldaten und rund 25.000 Zivilisten. 148 amerikanische Soldaten starben auf der Seite der Alliierten.
Kuwait wurde befreit, aber Saddam Hussein blieb an der Macht. Er musste aber im Waffenstillstandsabkommen und der UN-Resolution 687 große Zugeständnisse machen.
Der UN-Sicherheitsrat richtete die UN-Sonderkommission UNSCOM zur Abrüstung des Irak ein.
Die Art der Kriegsführung war umstritten:
Während des Rückzugs nach Bagdad wurden die irakischen Truppen wurden sie aus der Luft bombardiert. 10.000 Soldaten starben.
Die Kriegsallianz stoppte ihr Vorrücken auf Bagdad wegen des Waffenstillstandsabkommens, somit wurden von den Alliierten aufgerufene Aufstände gegen Saddam von Saddam niederschlagen.
Verelendung der Bevölkerung durch Wirtschaftssanktionen:
Der UN-Sicherheitsrat befahl irakische Massenvernichtungswaffen und ballistischen Raketen zu zerstören. Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, verlängerte der UN-Sicherheitsrat die nach dem Überfall auf Kuwait verhängten Wirtschaftssanktionen.
Das Waffenstillstandsabkommen sah Wiedergutmachungszahlungen vor. Ein von den UN eingerichteter Kompensationsfond sollte durch den Krieg geschädigte Privatpersonen, Firmen und Regierungen helfen. Forderungen: 330 Mrd. $.
Seit 1991 starben wegen der Sanktionen nach Schätzungen rund 1,5 Millionen Iraker (über 1/3 Kinder unter 5). Der Leiter des UN-Hilfsprogramms für den Irak trat im Februar 2000 aus Protest zurück und warf den Vereinten Nationen Völkermord vor.
Start des Programms „Öl für Nahrungsmittel“ durch die UN im Dezember 1996. Die Einnahmen von verkauftem Erdöl wurden zu zwei Dritteln verwendet, um Nahrungsmittel, Medikamente und Reparatur von ziviler Infrastruktur zu bezahlen. Das restliche Drittel floss in den Kompensationsfond (s.o.) für Kriegsschäden.

1.Dritter Golfkrieg / Irakkrieg (Irak ~ US-geführte Militärkoalition: 2003)

a)Gründe für den Krieg

Massenvernichtungswaffen:
Deren Bedrohungspotential wurde von den USA und Großbritannien als Kriegsgrund Nummer eins angegeben.
Vor Kriegsbeginn hatten Skeptiker jedoch oft darauf hingewiesen, dass die Existenz von Massenvernichtungswaffen im Irak in bedrohlichen Mengen unwahrscheinlich wäre. So argumentieren sie, da die Anlagen zu 100% vernichtet worden seien.
Das Waffenstillstandsabkommen des Zweiten Golfkriegs verpflichtete den Irak zu einer vollständigen Abrüstung bei atomaren, biologischen und chemischen Massenvernichtungswaffen und Raketen mit über 150 km Reichweite.
Es wurden von 1991 bis 1998 schätzungsweise rund 95 Prozent aller im Irak vorhandenen Massenvernichtungswaffen und notwendige Anlagen zur Produktion dieser zerstört. Allerdings zeigte sich der Irak häufig unkooperativ.
Als nach 1998 keine Inspektionen mehr im Irak durchgeführt werden konnten, „rüsteten“ die USA und Großbritannien durch Bombardements ab.
„Desert Fox“: An vier Tagen wurden schwere Bombenangriffe auf rund 100 Ziele im Irak geflogen. Die Bombardierung war nichts Neues, nur das Ausmaß war größer.
Die UN-Waffeninspektionen, die von November 2002 bis Februar 2003 wieder stattfinden konnten, haben keine Hinweise auf Massenvernichtungswaffen geliefert.
Nach zehn Jahren Wirtschaftssanktionen, UN-Inspektionen und Bombardements konnte der Irak keine signifikanten Mengen an Massenvernichtungswaffen mehr besitzen.

Kontakte zu al-Qaida:
Der Irak würde laut USA die Terrororganisation al-Qaida unterstützen. Zwar hatte Saddam keine tiefe Anteilnahme zu den Terroranschlägen vom 11.9.2001 gezeigt und brachte unverhohlen seine Freude über die Anschläge zum Ausdruck, jedoch sei eine aktive Unterstützung der al-Qaida durch den Irak äußert zweifelhaft:
Saddam Hussein hat den Islamismus im Iran acht Jahre lang extrem bekämpft. Saddam musste damit rechnen, selbst ein Opfer von al-Qaida zu werden.

Die angebliche Existenz von Massenvernichtungswaffen und die angebliche Unterstützung des internationalen Terrorismus haben kaum den Ausschlag für einen politischen wie militärisch so riskanten Krieg gegen den Irak gegeben:
Die Vermutungen sprechen von einem Krieg ums Öl über Neuordnungswünsche für den Nahen Osten oder das Ausprobieren der amerikanischen Hypermachtrolle.
Auf amerikanischen und britischen Druck hin wurde im UN-Sicherheitsrat am 8.11.2002 die Resolution 1441 verabschiedet, welche die Entwaffnung des Irak vorsieht. Am 8.12.2002 überreichte Bagdad der UN einen ausführlichen Rüstungsbericht. Spärliche Hinweise auf Massenvernichtungswaffen wurden gefunden.
Am 17. März folgte ein Ultimatum an Saddam Hussein, innerhalb von 2 Tagen den Irak zu verlassen.

a)Verlauf des Irakkrieges

Nach dem Verstreichen des Ultimatums griffen die USA und ihre Verbündeten (v.a. Großbritannien) den Irak am 20. März 2003 mit einem gezielten Luftangriff auf Saddam Hussein und die militärische Führung an.
Der dritte Golfkrieg begann offiziell am 20. März 2003, der Kriegsbeginn kann aber bereits früher festgesetzt werden:
Der Irak wurde schon vor Kriegsbeginn militärisch geschwächt (Desert Fox).
Man könnte sogar argumentieren, dass der zweite Golfkrieg 1991 gar nicht richtig beendet wurde, sondern über Sanktionen und Bombardements über Jahre hinweg weitergeführt wurde, bis er eben am 20. März 2003 wieder „heiß“ ausbrach.
Amerikanische und britische Truppen starteten von Kuwait aus und rückten rasch Richtung Bagdad vor. Drei Wochen nach Kriegsbeginn war Bagdad in den Händen der US-Truppen, die politische und militärische Führung des Landes war zerschlagen.
Am 14. April eroberten amerikanische Soldaten die Hochburg Saddams.
In der Nacht zum 2. Mai, sechs Wochen nach Kriegsbeginn, erklärte US-Präsident Bush die Kämpfe im Irak für beendet.
Am 14. September 2007 kündigte Bush einen Teilrückzug an: „Je erfolgreicher wir sind, desto mehr amerikanische Soldaten können nach Hause kommen.“

a)Opposition gegen den Krieg

Einige enge Verbündete der USA (Deutschland, Frankreich…) stellten sich dem Krieg entgegen, obwohl sie das irakische Regime sehr ähnlich beurteilten.
Hauptbegründungen für diesen Schritt waren:
Kein Nachweis für Bedrohung durch den Irak.
Krieg würde das Ziel eines gewaltlosen und demokratischen Islam gefährden.
Die Grenzen der Nationalstaaten könnten erneut in Frage gestellt werden, was zwischen den arabischen Nationen zu Problemlagen und Konflikten führen könnte.
Hohe finanzielle Kosten.
Eigene Bevölkerung war gegen den Krieg.
Diplomatie kann weiterhelfen den Irak zu entwaffnen und demokratisieren.
15.2.2003: Weltweit demonstrierten ca. 9 Millionen Menschen in der größten Friedensdemonstration der Geschichte.

a)Folgen

Auf Seiten der Alliierten kamen nach offiziellen Angaben rund 138 amerikanische und 33 britische Soldaten ums Leben, tausende Iraker starben.
Da das Bedrohungspotential der Massenvernichtungswaffen von den USA und Großbritannien als Kriegsgrund Nummer eins angegeben worden war, sind die Staatschefs beider Staaten innenpolitisch in die Kritik geraten.

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