Redeanalyse Renate Schmidt „Weiße Rose”

(Dies ist) Eine Analyse der Rede von Renate Schmidt zur Ausstellung über die Widerstandsgruppe „Weiße Rose”, die am 30.03.04 in Berlin gehalten wurde.

Die Bundesministerin spricht aus feierlichem Anlass, der 60. Todestag von Sophie Scholl, zu den Berliner Bürgern, den Vertretern der „Weißen Rose”/ oben genannten Organisation sowie zu Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, Franz Josef Müller und diversen Abgeordneten des deutschen Bundestages. Beginnend mit einer (höflichen) Apostrophe, fährt sie mit „Wir… sind die Mehrheit” fort, was eine Verbundenheit zum Publikum herstellt. Mit diesen Worten stellt sie sich auf eine Ebene mit den Zuhörern, hebt sich jedoch mit ihrer Selbstdarstellung wieder zum Vorbild empor, als welches sie auch besonders Sophie Scholl auszeichnet. Zu Beginn spricht sie den Nationalsozialismus an und stellt so einen Bezug zur Vergangenheit her, der an gemeinsames Leiden und Demütigung erinnert. Mit der Abwertung dieser „Täter” bewirkt sie eine Polarisierung durch Freund- und Feindbilder, weckt die Antipathie der Menschen gegenüber der Zeit Hitlers und vereinnahmt die Frauen und Männer für sich. Die Gegenüberstellung von „Mehrheit” und „Minderheit” zieht das Publikum auf ihre Seite, die der „Demokratie”, was durch diese Repetitio – ein häufig in dieser Rede benutztes Mittel („Weiße Rose”, „Vorbild”, „Toleranz”) – besonders betont werden soll. Mit ihrer These „Diese Gewalttaten sind eine Kampfansage an unser demokratisches Gemeinwesen”, die durch Mordbeispiele rassistischer Täter belegt wird, richtet Frau Schmidt einen Appell an ihr Publikum, der dieses auffordert nicht weg zuschauen, sondern etwas zu tun – protestieren! Dies ist zudem die Hauptaussage des Textes. Darauf hin informiert sie über die Ausstellung und deren Wichtigkeit – der Gegenstand der Rede – spricht dem nach die Büste Sophie Scholls an und geht auf die Taten der Bundesregierung und die Beziehung der Ausstellung zu den Jugendlichen über, um mit der These zu enden; „Jeder ist verantwortlich für das, was er geschehen lässt!”. Bei der Erwähnung der Walhalla betont sie mit einer Akkumulation der in der Kultstätte/ dem Nationaldenkmal stehenden Künstlerabbilder die Hyperbel „… zieht… in den Bayrischen Olymp… ein.”. Zur weiteren Verdeutlichung der Taten von den Mitgliedern der „Weißen Rose” benutzt die Bundesministerin Anaphern („Heute”, „Zum Nachdenken”, „weil”), die, in parataktischem Stiel, – wortwörtlich – zum Nachdenken anregen sollen und verwendet an dieser Stelle zwei Anadiploses; „… Präsentation zu konzipieren. Eine Präsentation, die zum Nachdenken anregt. Zum Nachdenken…”. Ansonsten hat die damals 70-jährige eine eher hypotaktische Schreibweise. Zudem setzt sie Variationes ein, wie „junge Menschen”, „Jugend” und „Jugendliche” und verwandelt mithilfe des Euphemismus die „Grausamkeit” in „Gräul”. Durch Zitate (wie: „Was wir sagten und schrieben, denken ja so viele. Nur wagen sie nicht, es auszusprechen.”)gibt sie der Rede Fülle, überzeugen tut sie die Empfänger ihrer Worte jedoch mit Argumenten, wie „Wir… sind die Mehrheit”, „Heute… totalitärer Staat (man kann durchaus etwas tun, hat nichts mehr zu befürchten)” und der Aussage, dass Sophie Scholl für alle ein Vorbild ist. Im vorletzten Teil des Textes personifiziert sie die „Bekämpfung”, welche nach ihr „Entstehungsgründe” und „Erscheinungsformen” hat und macht den Text so interessanter.

Diese darstellende und zugleich appellative Rede spricht Erwachsene, sowie Jugendliche an, da die Rednerin indem sie letzteren Verantwortung (befürwortet/ zusagt/ anvertraut/) zutraut. Mit freundlichen und starken Worten informiert sie und lässt einen danach mit seinen vielen Erkenntnissen und aufkommenden Gedanken zurück, in der Hoffnung, etwas bewirkt zu haben. Doch dies hat sie, so denke ich, auch erreicht; zumindest bei mir! Ich finde des sehr ansprechend und überzeugend.

606 Wörter

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Redeanalyse: Weiße Rose
Wissen verdoppelt sich, wenn man es teilt.
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