Dadaismus (1916 – 1925):

1.: Begriff:


  • Neben Futurismus und Surrealismus: avantgardistische Bewegung
  • Bezeichnung “Avantgarde”, ein ursprünglich militärischer Begriff, stammt aus dem Französischen und bedeutet “Vorhut”
  • Avantgardistische Schriftsteller traten mit einem progressiven Programm und mit ihren Werken inhaltlich und formal in Opposition zu bestehenden literarischen Strömungen
  • Der Dadaismus entstand 1916 in Zürich als Synthese aus futuristischen und expressionistischen Elementen
  • Mit dem Begriff “Dada”, das einem kindlichen Ausdruck gleicht, wollte man sich gegen alles abgrenzen, wie z.B. von Bürgerlichkeit und klassischen Weltbildern
  • “Dada” sollte Ausdruck einer Antikunst bzw. Protesthaltung sein

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2.: Dadaistische Literatur:


  • Der Dadaismus verstand sich als neue Kunstrichtung ,darüber hinaus jedoch auch als eine neue Geistesrichtung
  • Dadaistische Werke zeichnen sich einerseits durch die Beibehaltung traditioneller Kunstformen aus
  • Andererseits proklamieren die Dadaisten Kunstbruch und Kunstverweigerung
  • Viele dadaistische Werke waren von allgemeinen Grundtendenzen bestimmt, v. a. die ablehnende Haltung gegenüber Krieg, Bürgerlichkeit und traditioneller Kunst, sowie die Zuwendung zu einer Radikalisierung und Destruktion
  • Die abwertende Haltung wurde in der Literatur nicht nur durch einfache Negation erreicht, sondern durch Brüche in der Logik des Textes, indem vorher getroffene Aussagen später wieder aufgehoben wurden
  • Formale Gemeinsamkeiten in dadaistischen waren die Destruktion von Sätzen und Wörtern, die Schaffung von Collagen und Montagen und das Prinzip der Simultaneität (= Darstellung von zeitlichen oder räumlichen auseinander liegenden Ereignissen auf einem Bild)
  • Sätze und Wörter wurden dekonstruiert, um einzelne Buchstaben und Laute hervorzuheben
  • Wichtige Neuerung war das Zufallsprinzip
  • Zufällig gefundene Textelemente sind dadurch zu einem Teil der Kunst geworden
  • Die Bedeutungsseite der Wörter wurde dabei vernachlässigt, die Ausdrucksseite hervorgehoben und eröffnete bei der Rezeption zahlreiche Assoziationsmöglichkeiten
  • Die Entstehung eines dadaistischen Gedichtes wird von Tristan Tzara in seinem 1920 erschienenem Manifest “Um ein dadaistisches Gedicht zu machen” sehr anschaulich gezeigt
  • Dabei wird ersichtlich, dass der künstlerische Schaffendprozess des Dichter nicht mehr von anderen Menschen hervorhebt, sondern dass es für jeden möglich ist, Kunstwerke zu schaffen

Um ein dadaistisches Gedicht zu machen (Tristan Tzara)


Nehmt eine Zeitung. Nehmt Scheren. Wählt in dieser Zeitung einen Artikel von der Länge aus, die Ihr Eurem Gedicht zu geben beabsichtigt. Schneidet dann sorgfältig jedes Wort dieses Artikels aus und gebt sie in eine Tüte. Schüttelt leicht. Nehmt dann einen Schnipsel nach dem anderen heraus. Schreibt gewissenhaft ab in der Reihenfolge, in der sie aus der Tüte gekommen sind. Das Gedicht wird Euch ähneln. Und damit seid Ihr ein unendlich origineller Schriftsteller mit einer charmanten, wenn auch von den Leuten unverstandenen Sensibilität.
(aus: Tzara. Sieben Dada Manifeste. Hamburg 1984)
  • Im Dadaismus entstanden zahlreiche Zielsetzungen, die jedoch nicht auf eine einheitliche Richtung ausgerichtet waren
  • Oft widersprachen sie sich sogar
  • Eines der wichtigsten dadaistischen Programme ist das 1918 auf einem Flugblatt erschienene “Dadaistische Manifest” von Huelsenbeck
  • Das Manifest wurde von den wichtigsten Vertretern des Züricher und Berliner Dadaismus unterschrieben
  • Das Prinzip der Aufhebung vorher getroffener Aussagen wurde im letzten Satz dieses Manifestes angewandt: “Gegen dies Manifest sein, heißt Dadaist sein!”

3.: Laut- und Buchstabengedichte:


  • Zu den bekanntesten dadaistischen Werken zählen die Laut- und Buchstabengedichte
  • Buchstabengedichte sind v. a. auf den optischen Ausdruck ausgerichtet
  • Ausgangsmaterial für Buchstabengedichte sind Wörter, die zu graphischen Zeichen dekonstruiert werden
  • Zu den wichtigsten Verfassern von Buchstabengedichten gehört Raoul Hausmann
  • Das Ausgangsmaterial für Lautegdichte sind ebenfalls Wörter, die jedoch so dekonstruiert und zerstört werden, bis nur noch einzelne Laute übrig bleiben
  • Der Schwerpunkt der Lautgedichte liegt auf der Akustik
  • Die wichtigsten Lautgedichte stammen von Hugo Boll

Aufgabe: Welche Assoziationen stellen sich bei euch beim Hören der einzelnen Verse ein? Inwiefern korrespondieren diese mit dem Titel des Gedichtes?

Hugo Ball
Seepferdchen und Flugfische

tressli bessli nebogen leila
flusch kata
ballubasch
zack hitti zopp

zack hitti zopp
hitti betzli betzli
prusch kata
ballubasch
fasch kitti bimm

zitti kitillabi billabi billabi
zikko di zakkobam
fisch kitti bisch
bumbalo bumbalo bumbalo bambo
zitti kittilabi
zack hitti zopp

treßli beßli nebogen grügrü
blaulala violabimini bisch
violabimini bimini bimini
fusch kata
allubasch
zick hiti zopp

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Aus Balls Eröffnungsmanifest zu 1.Dada-Abend im Cabaret Voltaire am 14.Juli 1916:
Ich will keine Worte, die andere erfunden haben. Alle Worte haben andere erfunden. Ich will meinen eigenen Unfug, und Vokale und Konsonanten dazu, die ihm entsprechen.
(…) Jede Sache hat ihr Wort; da ist das Wort selber zur Sache geworden. Warum kann der Baum nicht Pluplusch heissen, und Pluplubasch, wenn es geregnet hat? Und warum muss er überhaupt etwas heissen? Müssen wir denn überall unseren Mund dran hängen? Das Wort, das Wort, das Weh gerade an diesem Ort, das Wort, meine Herren, ist eine öffentliche Angelegenheit ersten Ranges.

4.: Merzdichtung:


  • Abstrakte Dichtung
  • Wurden aus Teilen fertiger Sätze aus Zeitschriften, Katalogen und Plakaten gebildet
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Dadaismus
Wissen verdoppelt sich, wenn man es teilt.
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