Untersuchen Sie entsprechende Szenen, indem Sie die männlichen Figuren voneinnander abgrenzen und überprüfen, inwiefern Sie Maries Wünsche und Sehnsüchte erfüllen können.

In Georg Büchners Drama „Woyzeck“ (5. Auflage von Cornelsen) gibt es zwei männliche Hauptcharaktere, die in einem Kampf um eine Frau stehen. Woyzeck, ein etwas schwächlich wirkender Soldat (S.24, Z.11), hat mit Marie (Hauptcharakterin) ein uneheliches Kind, sodass er sich zu Marie hingezogen fühlt und sie in einer Beziehung leben. Er hat nicht viel Geld, um sie zu versorgen, obwohl er zusätzlich zu seinem Sold noch als Versuchsperson bei Experimenten missbraucht wird, um noch an etwas mehr Geld zu kommen. Er wirkt „hirnwütig“ (S.18, Z.4), psychisch und physisch kurz vor einem Zusammenbruch (S.22) und sehr hektisch „Ich muss fort.“(S.13, Z.27). Er wirkt dumm (S.12, Z.5), ist ängstlich und extrem eifersüchtig auf Marie und den Tambourmajor, weswegen er sie am Ende umbringt.
Der Tambourmajor ist das komplette Gegenstück zu Woyzeck. Er ist ein Mann „wie ein Löw” (S.12, Z.25). Wenn er seine Uniform trägt, sei er ein echter Kerl, wie auch der Prinz ihm schon gesagt habe (S. 17, Z. 6). So wirkt er sehr selbstverliebt und stolz. Er interessiert sich nicht für andere Personen. Außerdem ist er triebgesteuert, da ihm unter anderem seine “Zucht von Tambourmajors” wichtig ist (S.17, Z. 10). Auch dem Alkohol ist er nicht gerade abgeneigt, wie er selbst treffend sehr vulgulär formuliert “Ich wollt, die Welt wär Schnaps, Schnaps – der Mann muss saufen!” (S. 24, Z.6). Dazu ist er noch aggressiv und prügelt sich gerne, damit er beweisen kann, was für ein Kerl er ist (S. 24).
Diese beiden unterschiedlichen Männertypen sind an Marie interessiert. Sie ist eine attraktive junge Frau (S.17), lebt jedoch in Armut und ist relativ leicht zu beeindrucken Zu ihrer Nachbarin sagt sie einmal “Soldaten, das sind schöne Bursch…” (S. 8), als der Tambourmajor und seine Truppe an ihrem Fenster vorbeimarschieren. Sie sieht nur die elegante Uniform, den Charakter des Majors erkennt sie nicht. Für ein paar Ohrringe betrügt sie Woyzeck, der sie und ihr gemeinsames Kind mit seinem Lohn über Wasser hält (S.19). Sie sehnt sich nach Zuneigung, nach Ehrlichkeit und nach Sicherheit.
Mit Woyzeck verbindet sie eine Beziehung, die man durchaus als gestört bezeichnen kann. Auf der einen Seite hat sie ein Kind mit ihm (S.13), auf der anderen Seite fürchtet sie sich vor ihm, wie auf S. 20 mit ihrem Ausspruch “Was siehst du so sonderbar, Franz, ich fürcht mich” deutlich wird. Sie sorgt sich, dass er noch überschnappen werde (S. 18), dann wieder beschimpft sie ihn, dass sie lieber ein Messer im Leib habe, als seine Hand auf ihrer (S. 21). Sie belügt ihn, z.B. was die Herkunft der Ohrringe betrifft was ihr dann fast sofort wieder leid tut. Zuerst behauptet sie, sie habe die Schmuckstücke gefunden (S. 14), dann, als Woyzeck weg ist, tut es ihr leid, sie schämt sich und bezeichnet sich selbst als “[…] schlecht Mensch […]”.
Woyzeck kann ihrem Frauentyp also nicht bieten, was sie erwartet. Außer einer materiellen Basisversorgung und Ehrlichkeit kann er ihr keine weiteren Wünsche erfüllen. Der Tambourmajor hingegen erscheint Marie eine viel bessere Partie zu sein. Er hat viel Geld, kann ihr Schutz und Zuneigung geben, er ist attraktiv und hat einen besseren Ruf, sodass er auch Marie angesehener machen kann. So erscheint es auch nicht verwunderlich, dass sie sich mehr zum Tambourmajor hingezogen fühlt.

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Figurenkonstellation Woyzeck – Marie – Tambourmajor
Wissen verdoppelt sich, wenn man es teilt.
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