Jeder Mensch hat das Recht auf Leben, das ist ein Leitgedanke der Menschenrechte. Doch gehen wir diesem nach? Geben wir wirklichen jedem Menschen eine Chance zu leben?

Ich werde diese Frage mit einem traurigen „Nein“ beantworten.

Nicht jedem Menschen wird die Chance zum Leben gegeben, obwohl wir sie ermöglichen könnten.

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12000 Menschen warten in Deutschland auf ein Spenderorgan. Die Wartezeiten auf das Lebensrettende Organ betragen zwischen fünf und sechs Jahren. In dieser Zeit sterben 1/3 der wartenden. Das sind 4000 Menschen, die Hilfe bräuchten und keine bekommen.

Jeder von uns könnte nach seinem Tod noch Leben retten, wenn er sich bereit erklären würde seine inneren Organe zu spenden.

In Deutschland und in der Schweiz haben die meisten Bürger keinen Organspendeausweis, das sind 88 % bzw. 90 % der Bevölkerung. Es gibt viele Ängste der Menschen, die sie dazu bewegen keinen Organspendeausweis auszufüllen. Doch ließen sich diese Ängste vielleicht durch steuerliche Anreize vermindern?

In den letzten Jahren wurde häufig diskutiert, ob man eine Entlohnung für die Organspende bekommen sollte. Einige Wissenschaftler, Mediziner und Politiker sind der Meinung, dass man für eine Organspende einen finanziellen Ausgleich erhalten sollte, um die Bereitschaft für eine Organspende zu erhöhen.

Bei einer Entscheidung für einen Organspendeausweis könnte man beispielsweise den späteren Spender schon heute mit einem Steuerfreibetrag entlohnen.

Eine andere Möglichkeit ist die Legalisierung des Organhandels.

Dies betrifft jedoch nur Organspenden, bei denen die Spender nach der Spende weiter leben (z.B. solche, welche eine ihrer Nieren oder einen Teil ihrer Leber zur Transplantation freigeben)

Dieser Organhandel ist weltweit bereits in vollem Gange. Operiert wird z. B. in Südafrika, in der Türkei, in osteuropäischen Ländern oder sogar im Westen, wenn der Tatbestand des Handels verschleiert und »Freundschaft« zwischen Spender und Empfänger vorgetäuscht wird.

Die Schattenseiten des Organhandels sind jedoch die Preise und die Verteilung des Geldes. Bezahlt werden z. B. 100.000 Dollar für eine Niere, manchmal sogar bis zu 500.000 Dollar, wovon der Spender allerdings nur einen Bruchteil bekommt: Ca. 1.000 Dollar ein Inder, ca. 3.000 Dollar ein Moldawier und ca. 20.000 Dollar z. B. ein Israeli, so einige der kursierenden Zahlen. Einen großen Teil verdienen Vermittler, so genannte Broker, die im Durchschnitt etwa 50.000 – 70.000 Dollar pro Niere bei den teils legalen, teils illegalen Geschäften verdienen.

Doch es bleibt nur noch dieser kapitalistische Weg, denn wer handelt noch aus Nächstenliebe? Warum nicht finanzielle Anreize schaffen und den Menschen das geben was sie wollen, nämlich Geld. Für sie wäre es wahrscheinlich nur ein positiver Nebeneffekt, dass sie das Leben von den Wartenden retten, doch für die hilfsbedürftigen Menschen bedeutet das: (Weiter-)Leben.

Auch die Großkirchen appellieren eher an die Moral der Menschen, um die Menschen zu Organspenden zu bewegen. Ich glaube aber kaum, dass es auf diesem Weg jemals genug Organspenden geben wird, um alle Hilfsbedürftigen zu versorgen.

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Auch wenn es selbst meinen eigenen Prinzipien widerspricht den Organhandel zu legalisieren und dabei die Aspekte der Solidarität, des Sozialen und der Hilfsbereitschaft verdrängt werden, sehe ich trotzdem keinen anderen Weg als diesen, um vielen Menschen ihr Recht auf Leben zu gewähren.

Doch wie man es auch dreht und wendet: Der Mensch wird „das ewige Leben nicht mit Paragraphen herbeizaubern können“, so der ehemalige deutsche Gesundheitsminister Horst Seehofer (CSU), der sich anlässlich seiner eigenen lebensbedrohenden Krankheit intensiv mit dem Sterben auseinander setzte.

Keiner verbietet es uns aber, den Tod noch ein wenig zu verzögern und den Organempfängern noch einige glückliche Momente in ihrem neuen Leben zu gönnen.

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Organe gegen Geld?
Wissen verdoppelt sich, wenn man es teilt.
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