Im folgenden Aufsatz möchte ich die literarische Person Gastmann aus dem 1952 von Friedrich Dürrematt veröffentlichten Kriminalroman „Der Richter und sein Henker“ charakterisieren. Gastmann ist der Bösewicht in der Geschichte und größter Widersacher des in einem Mordfall ermittelnden Kommissars Bärlach.

Gastmanns Aussehen wird als „bäuerlich“ beschrieben, er hat ein „“knochiges Gesicht“ und kurze Haare (S.64), er wurde in Lamboing geboren, ist aber wegen wahrscheinlichem Streit mit seinen Eltern schon mit 13 Jahren von zuhause ausgerissen und suchte sein Glück in Südamerika (S.70).

Gastmann ist nicht der, für den er sich ausgibt, ein reicher wohltätiger Mann, der für ein ganzes Dorf Steuern zahlt. Er wird als Nihilist beschrieben(S.82) und ist ein Abenteurer. Die zwar wahren Aussagen, er sei ein Intellektueller, der sich mit biologischen Themen auseinandersetzt, ehemaliger Verwaltungspräsident des Blechtrusts und Gesandter Argentiniens in China sind alles Fassaden, die er für seine Vielzahl an Verbrechen benötigt, dies erfährt man aber erst im 11. Kapitel, wo Gastmann auch das erste Mal in Erscheinung tritt, und sich herausstellt, dass er und die Hauptperson Kommissar Bärlach sich seit über 40 Jahren kennen. Im oben genannten Kapitel wird auch über die Wette der beiden, die eigentlich das ganze Buch bestimmt, berichtet.

In dieser Wette, wetten die beiden, ob der perfekte Mord möglich ist. Bärlach behauptet, dass der Zufall jedes Verbrechen ans Licht bringt, Gastmann hält dagegen, dass gerade der Zufall und die Verworrenheit der menschlichen Beziehungen, ein perfekten Mord möglich machen
(S.67).
So wetten sie als junge Männer vor 40 Jahren in Konstantinopel im Rauschzustand,
dass Gastmann einen Mord vor Bärlach begehen kann, ohne das Bärlach ihm diesen beweisen kann. Dies passiert auch am nächsten Morgen. Dadurch bekommt Gastmann Gefallen an Verbrechen, nicht weil er etwa böse ist, eher aus einer Laune heraus verübt er Mord nach Mord (S.82 f.). So entwickelt sich das Leben der beiden, Gastmann mordet und Bärlach findet seinen Lebensinhalt darin, Gastmann zu stellen, was ihm bis dato nicht gelungen ist.

Gastmann liebt es über andere zu spotten. So gab er Bärlach die Möglichkeit ihn mit einer geladenen Waffe zur Strecke zu bringen, doch er wusste, dass der Kommissar sie nicht nehmen würde. (S.72) Das zeigt, dass er über eine große Menschenkenntnis verfügt, die er nutzt, um mit anderen zu spielen.

Er besitzt weiter einen makaberen Humor, der sich durch einen Kranz bei der Beerdigung des Mordopfers Ulrich Schmied zeigt. Zwei Diener Gastmanns legen einen Kranz mit der Aufschrift “Unserem lieben Doktor Prantl”, dem Decknamen des Ermordeten, nieder.
Des Weiteren scheint er das Leben im vollen Zügen genießen zu wollen (S.65), er schreibt die erwähnten Bücher umgibt, sich mit Künstlern und veranstaltet gerne Partys, dies aber auch nur um wahrscheinliche Waffengeschäfte zu tarnen.

Bis zum 11. Kapitel ist Gastmann weitgehend unbekannt. Er wird hervorragend von seinem Anwalt abgeschirmt, man weiß nur, dass er sich mit Industriellen trifft, auch von einer fremden Macht wird gesprochen. Deswegen soll Bärlach ihn auch in Frieden lassen.
Am Ende kommt Gastmann aber selber ans Tageslicht und bedroht Bärlach, nicht weiter zu ermitteln mit der Androhung ihn zu töten. Dieser kündigt aber an, dass er Gastmann einen „Henker“ schicken werde (S.100).

Durch den Tot von Bärlachs ehemaligen Assistenten der Gastmann ausspionieren sollte damit er ihn seiner Verbrechen überführen könnte, muss er einen anderen Weg nehmen. Er benutzt Tschanz (der Schmied umgebracht hat) unwissend als „Henker“, dieser bringt Gastmann auch erfolgreich um.

Mein persönliches Fazit ist, dass Gastmann ein hinterhältiger und gerissner Spieler-Typ ist, der nie seine wahren Gefühle preisgibt. Er hat zwar auch gute Seiten, doch das Böse in ihm ist deutlich überlegen. Der Roman bleibt durch die vielen Wendungen, die Gastmann ihm verschafft, interessant und spannend.

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Gastmann – Der Richter und sein Henker
Wissen verdoppelt sich, wenn man es teilt.
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